Syrische Armee stimmt Abzug zu Rebellen geben Aleppo auf
13.12.2016, 18:37 Uhr
In Syrien rücken die Rebellen nach eigenen Angaben aus der umkämpften Großstadt Aleppo ab. Sie verkünden eine Einigung mit dem syrischen Regime, die auch für Zivilisten gelten soll.
Angesichts der verheerenden Lage haben sich die Rebellen im Osten von Aleppo nach eigenen Angaben mit dem syrischen Regime auf einen Abzug aus der Stadt geeinigt. Es gebe eine Einigung "für die Evakuierung von Zivilisten und Kämpfern aus den belagerten Vierteln", sagte Jasser al-Jussef von der Rebellengruppe Nurredin al-Sinki. Die Türkei und Russland hätten sich für die Vereinbarung eingesetzt. Aus syrischen Regierungskreisen hieß es, die Rebellen würden die verbliebenen Stadtviertel am Mittwoch räumen.
Nach Angaben der Rebellen könnte in der stark umkämpften Metropole in Kürze auch eine Feuerpause in Kraft treten. Es gebe Anzeichen für einen Durchbruch in den kommenden Stunden, sagte ein Rebellen-Vertreter. Möglicherweise könne die Waffenruhe noch am Abend beginnen.
Aus syrischen Regierungskreisen hieß es, dass die Rebellen am Mittwoch die verbliebenen Stadtviertel im Osten räumen würden. Die Unterhändler bestünden darauf, dass die Rebellen vor dem Abzug ihre Waffen ablegten. Der Rebellensprecher sagte allerdings, dass den Kämpfern ein Abzug mit ihren persönlichen Waffen erlaubt sei.
Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin bestätigte die Einigung. Die Kämpfer sollten die Großstadt "innerhalb weniger Stunden" verlassen, sagte Tschurkin der Agentur Tass zufolge in New York. "Nach meinen Informationen hat es tatsächlich eine Einigung gegeben, dass die Kämpfer die Stadt verlassen. Das ist also fast das Ende", sagte Tschurkin demnach.
Armee steht kurz vor Eroberung
Zuvor hatte das syrische Militär erklärt, unmittelbar vor der Rückeroberung von Aleppo zu stehen. Man könne "jeden Augenblick" die volle Kontrolle über die Großstadt verkünden, teilte die Armee mit.
Ein Militärsprecher sagte, die Einheiten rückten in die noch von Rebellen gehaltenen Stadtbezirke Sukkari und Teile von Seif al-Daula, Al-Amirija und Tel al-Sarassir vor. Wenn diese Gebiete noch am Dienstag oder am Mittwoch erobert seien, sei der Einsatz beendet.
Mitte November hatte die Armee von Präsident Baschar al-Assad zusammen mit Verbündeten eine Offensive auf die von den Rebellen kontrollierten Viertel im Osten begonnen. Unter schwerem Artilleriefeuer und mit Hilfe russischer Luftangriffe gelang es den Truppen, Viertel um Viertel zurückzuerobern. Bereits seit dem Sommer war der Ostteil der ehemaligen Handelsmetropole von der Armee umzingelt worden und so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten.
Sorge um humanitäre Lage
Nach Angaben der Vereinten Nationen waren in den vergangenen Tagen mehr als 40.000 Menschen aus den umkämpften Gebieten geflohen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Syrien sprach von katastrophalen Zuständen. Es gebe keine medizinische Versorgung mehr. Die Menschen hätten sich teilweise tagelang versteckt, ohne Wasser und Nahrung.
Aleppo war lange Zeit eine der am heftigsten umkämpften Städte im syrischen Bürgerkrieg. Bereits kurz nach Beginn der Kämpfe im Jahr 2012 eroberten verschiedene Rebellengruppen Stadtviertel im Osten der Stadt, während westliche Viertel vom syrischen Regime kontrolliert wurden.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP/rts