Anschläge auf Muslime geplant? Rechte Terrorverdächtige sitzen in U-Haft
15.02.2020, 16:17 Uhr
Die Verdächtigen wurden allesamt in den Bundesgerichtshof in Karlsruhe gebracht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Sie sollen Anschläge auf Politiker, Muslime und Flüchtlinge geplant haben: Bei einer Razzia nimmt die Polizei am Freitag zwölf Mitglieder einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle fest. Elf von ihnen sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
Nach der Zerschlagung einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle befinden sich so gut wie alle der insgesamt zwölf Festgenommenen in Untersuchungshaft. Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs (BGH) erließen im Haftbefehl gegen drei mutmaßliche Mitglieder der Gruppe und alle acht mutmaßlichen Helfer. Die letzte Vorführung laufe noch, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Abend in Karlsruhe. Dabei gehe es um den 35-jährigen Thomas N. aus Nordrhein-Westfalen, der mit zum Kern der Zelle gehört haben soll. Die Anhörungen der vielen Verdächtigen hatten sich über den ganzen Tag hingezogen. Dazu waren alle zwölf Männer an den BGH nach Karlsruhe gebracht worden. Ob jemand - wie von der Bundesanwaltschaft beantragt - in U-Haft kommt oder mangels belastbarer Erkenntnisse wieder freigelassen werden muss, entscheidet ein Ermittlungsrichter.
Der Generalbundesanwalt war am Freitag mit Razzien in sechs Bundesländern gegen die Gruppe vorgegangen. Die mutmaßlichen Rechtsterroristen sollen Anschläge auf Politiker, Asylbewerber und Muslime ins Auge gefasst haben, um Chaos auszulösen und so die Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik ins Wanken zu bringen. Das Vorhaben sei aber noch nicht näher konkretisiert worden. Die Festgenommenen, alles Deutsche, sind dem Vernehmen nach zwischen 31 und 60 Jahre alt. Vier von ihnen sollen sich zu der eigentlichen Terrorzelle zusammengeschlossen haben. Die acht anderen halten die Ermittler für Unterstützer. Sie sollen sich bereiterklärt haben, Geld zu geben, Waffen zu beschaffen oder an künftigen Anschlägen mitzuwirken. Zum Kern der Gruppe rechnet die Bundesanwaltschaft noch einen fünften Mann. Er wurde aber als Einziger nicht festgenommen.
Laut Bundesanwaltschaft hatte sich die Gruppe in Chats und telefonisch ausgetauscht, aber auch schon mehrfach getroffen. Diese Treffen soll der 53-jährige Werner S. aus dem Raum Augsburg koordiniert haben, zum Teil unterstützt von Tony E.. Wie der "Spiegel" berichtete, sollen mehr als zehn Leute am vergangenen Samstag im westfälischen Minden zusammengekommen sein. Dieses Treffen sei von den Sicherheitsbehörden mit großem Aufwand observiert worden.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul von der CDU hatte am Freitag zu den Durchsuchungen bekanntgegeben, dass ein Verwaltungsmitarbeiter der Polizei suspendiert worden sei. Dieser Mann ist dem Vernehmen nach einer der festgenommenen Unterstützer. Die zwei anderen mutmaßlichen Mitglieder der Gruppe, der 47-jährige Michael B. und der 35-jährige Thomas N. stammen nach dpa-Informationen aus dem Raum Esslingen in Baden-Württemberg und dem Kreis Minden-Lübbecke in Nordrhein-Westfalen.
Quelle: ntv.de, ftü/dpa