Politik

Person der Woche Ehepaar Sunak-Murthy ist verblüffend anders - vor allem aber reich

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Premierminister Rishi Sunak und Ehefrau Akshata Murthy bilden die neue Spitze der britischen Elite.

(Foto: picture alliance / empics)

Mit dem neuen Premierminister Rishi Sunak zieht erstmals ein Hindu in die Downing Street ein, erstmals eine Person of color, erstmals ein Mann mit indischen Wurzeln. Noch ungewöhnlicher aber ist die First Lady und deren Vermögen. Zusammen sind sie reicher als König Charles III.

Der neue Premierminister Großbritanniens ist eine spektakuläre Wahl - er verkörpert gleich eine mehrfache Premiere für Großbritannien. Rishi Sunak ist mit seinen 42 Jahren nicht nur der jüngste Premier seit 240 Jahren. Er ist auch der reichste, zugleich der erste nicht-weiße Premierminister des Vereinigten Königreichs, obendrein der erste Hindu in diesem Amt. Britische Medien sehen darin "einen Meilenstein in der Entwicklung Großbritanniens zu einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft", wie der "Guardian" schreibt.

Es sei "ein historischer Moment", finden auch Migrantenverbände und Thinktanks wie "British Future". Dort heißt es: "Es zeigt, dass jedes Amt Großbritanniens für Menschen aller Glaubensrichtungen und ethnischen Hintergründe offen sein kann. Das wird viele britische Asiaten mit Stolz erfüllen - auch viele, die Rishi Sunaks konservative Politik nicht teilen."

Sunak ist praktizierender Hindu. Er wurde ausgerechnet an Diwali, dem Lichterfest, das von Millionen von Hindus, Sikhs und Jains auf der ganzen Welt gefeiert wird, zum nächsten Regierungschef des Vereinigten Königreichs ernannt. Die Symbolik könnte für ihn kaum besser sein, denn das Lichterfest feiert den Neuanfang und den Triumph des Guten über das Böse, des Lichts über die Dunkelheit.

Vor zwei Jahren, als Sunak Finanzminister war, zündete er bereits auf der Schwelle von Downing Street Nr. 11 demonstrativ Kerzen an, um das Diwali-Fest zu begehen. "Es war einer meiner stolzesten Momente, dass ich das auf den Stufen der Downing Street tun konnte. Es war einer meiner stolzesten Momente auf der Arbeit, die ich in den letzten zwei Jahren gemacht habe", gestand er anschließend der "Times". Für das tief in christlicher Tradition stehende Königreich wird das ein Novum, denn schon nach den Parlamentswahlen 2017 schwor Sunak seinen Eid im Parlament auf den heiligen Hindu-Text Bhagavad Gita.

Neue First Lady ist Milliardärin

Sunak wurde 1980 als Sohn polyglotter indischer Einwanderer in Southampton geboren. Sein Vater Yashvir kommt aus Kenia und seine Mutter Usha aus Tansania. Beide Familien stammen aus dem indischen Punjab und emigrierten in den 1960er-Jahren aus Ostafrika nach England. Sunaks Vater arbeitete als Hausarzt, seine Mutter als Apothekerin. Sunak zeichnete sich in Schule und Universität als blitzgescheiter, ehrgeiziger Überflieger aus. Der Bildungsweg ging über die besten Adressen wie Winchester College, Oxford, Stanford.

Bereits an der Universität engagierte sich Sunak im studentischen Investmentklub und knüpfte erste Kontakte in Londons Finanzwelt. 2001 trat er eine Stelle als Analyst bei der Investmentbank Goldman Sachs an, 2004 wechselte er zum Hedgefonds TCI. Während seiner Karriere als Hedgefonds-Manager soll Sunak Millionär geworden sein, wirklich reich aber wurde er durch seine Frau. 2009 heiratete er Akshata Murthy, die Tochter eines der vermögendsten Männer Indiens. Auf ihrer "Rich List" schätzt die "Times" das gemeinsame Vermögen der beiden auf 850 Millionen Euro.

Tatsächlich ist Akshata Murthy noch reicher. Die neue First Lady Großbritannien ist in Wahrheit Milliardärin und mit ihrem Bruder Rohan Murthy designierte Erbin eines der größten Vermögen Asiens. In britischen Medien wird seit Monaten darüber berichtet, dass Murthy reicher sei als die Queen Elizabeth II.

Akshata Murthy wuchs im indischen Mumbai als Tochter des Tech-Milliardärs Narayana Murthy, einer der erfolgreichsten Unternehmer Asiens auf. Das "Time"-Magazin nennt den Schwiegervater des neuen britischen Premiers "Vater der indischen IT-Industrie", die "Week" beschreibt ihn als "Steve Jobs Asiens". Sein Software- und IT-Konzern "Infosys" hat derzeit eine Marktkapitalisierung von 78 Milliarden Euro und beschäftigt 345.000 Mitarbeiter. Alleine in den vergangene drei Monaten sind 10.000 neue Mitarbeiter hinzugekommen. Infosys gehört zu den am schnellsten wachsenden IT-Dienstleistern der Welt.

Investitionen entfachen politische Diskussion

Akshata Murthy wurde von ihrem Vater in die USA geschickt und machte ihren Master an der Stanford University, wo sie Rishi Sunak kennenlernte. Das Paar heiratete 2009 in Indien und zog vier Jahre später nach Großbritannien, kurz bevor Sunak erstmals Abgeordneter wurde. Steuern zahlte Akshata Murthy freilich bis vor kurzem keine in England, da sie für britische Steuerzwecke als Nichtansässige behandelt wird. Alleine ihre Dividendeneinahmen belaufen sich auf zweistellige Millionenbeträge im Jahr. Dieser provokante Umstand ist für Sunak zu einem politischen Problem geworden, sodass Murthy dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit vor kurzem nachgab und ankündigte, in Zukunft freiwillig britische Steuern zu zahlen.

Der neue Premierminister und seine Frau leben in opulenten Immobilien von der vierstöckigen Innenstadtvilla in Kensington über einer weitläufigen Familienresidenz an der Old Brompton Road bis zum georgianischen Landsitz in Yorkshire und dem Penthouse in Kalifornien mit Blick auf den Strand, an dem Baywatch gedreht wurde.

Eine politische Dimension bekommt das Investitionsverhalten Akshata Murthys und ihrer privaten Investmentfirma namens "Catamaran Ventures UK". So war Murthys Firma ein früher Geldgeber von "dara5", einer privaten Investitionsgemeinschaft für "die nächste Generation globaler Führungskräfte", die 2019 von dem Herrscherhaus von Katar mitgegründet wurde. "Catamaran Ventures" hat auch eine Beteiligung an "The New Craftsmen" erworben, einem britischen Luxusmöbelmarktplatz, zu dessen Anteilseignern die älteste Tochter von Rupert Murdoch, Prudence, und wiederum katarische Investoren gehören.

Doch das ist noch nicht alles: "Catamaran Ventures" hält Beteiligungen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro von E-Sport-Investments über Versicherungen bis zu Elon Musks Space Exploration Technologies Corp. Ab sofort wird jedes weitere Investment politisch genau beäugt, da bei Akshata Murthy und Rishi Sunak politische und finanzielle Macht nun auf außergewöhnliche Weise zusammen gefunden haben. In London haben sie jedenfalls ihren Spitznamen schon weg: die Maharadschas von der Downing Street.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 25. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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