Politik

Johnson wieder zurück in London Sunak hat nötige Unterstützer zusammen

308056268.jpg

Im Sommer hatte der britische Ex-Finanzminister Sunak im parteiinternen Rennen der Tories noch das Nachsehen gegen Truss. Doch nach deren schnellem politischen Ende nimmt der 42-Jährige einen neuen Anlauf - und eine erste wichtige Hürde.

Der britische Ex-Finanzminister Rishi Sunak hat die notwendigen 100 Unterstützer beisammen, um für die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Liz Truss zu kandidieren. "Es ist mir eine Ehre, der 100. Tory-Abgeordnete zu sein, der '#Ready4Rishi' (Bereit für Rishi) unterstützt", twitterte der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood. Andere Abgeordnete bestätigten, dass Sunak die Mindestanzahl an Unterstützern erreicht habe.

Sunak hat seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt. Er würde automatisch Parteivorsitzender und Premierminister werden, falls seine Kontrahenten es nicht schaffen, jeweils 100 Unterstützer hinter sich zu versammeln. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten neben Sunak Unterhauschefin Penny Mordaunt, die als Erste am Freitag offiziell ihre Kandidatur erklärte, und der erst im September abgetretene Ex-Premier Boris Johnson.

Bis Montag sollen die Kandidaten feststehen. Höchstens drei können antreten, denn jeder Kandidat braucht mindestens 100 Unterstützer aus dem 357 konservative Abgeordnete zählenden Parlament. Danach müssen sich die Abgeordneten entweder auf zwei Kandidaten einigen, über die die Parteimitglieder bis kommenden Freitag abstimmen oder sie bestimmen direkt einen Kandidaten, der in die Downing Street einzieht.

Johnson bricht Urlaub ab

Sunak war bei der Mitgliederbefragung im Sommer zur Nachfolge des damals zurückgetretenen Premierministers Boris Johnson gegen Truss deutlich unterlegen. Allerdings hatte er vor den Steuerplänen, die erst die Wirtschaft und dann Truss ins Schleudern brachten, wiederholt gewarnt. Mit dem Wissen, dass er Recht hatte, dürfte Sunak gestärkt in eine neue Bewerbung um das Amt des Parteichefs und damit auch Premierministers gehen.

Allerdings tragen ihm einige Mitglieder seine Rolle bei der Kabinetts-Revolte nach, die zum Sturz von Truss' Vorgänger Johnson geführt hatte. Zudem schadeten Fragen zu seinem beträchtlichen Privatvermögen und Steuertricks seiner Familie dem Ruf des ersten hinduistischen Finanzministers Großbritanniens.

Truss' Vorgänger Johnson hat seinen Karibik-Urlaub bereits abgebrochen und mittlerweile wieder in London gelandet, um am Montag bei der Kandidatenaufstellung dabei sein zu können, wie einer seiner engsten Vertrauten, James Duddridge, mitteilte. Auch Johnson hat sich noch nicht offiziell zu einer möglichen Kandidatur geäußert, aber Schwergewichte bei den Tories wie Ex-Verteidigungsminister Ben Wallace signalisierten ihre Unterstützung für "BoJo". In den britischen Medien wird es vielfach als gesichert angesehen, dass sich Johnson in das Rennen um die Nachfolge von Truss als Vorsitzender der Konservativen einschalten werde. Von Parteifreunden hieß es in Medienberichten, Johnson sei "dazu bereit". Offiziell hat der 58-Jährige seine Kandidatur bislang nicht angemeldet.

Mordaunt geht in die Offensive

Einer jüngsten Umfrage zufolge sind 52 Prozent der Briten gegen eine Rückkehr Johnsons ins Amt. 27 Prozent der Befragten konnten sich dies trotz aller Skandale und der Kritik an der Amtsführung des 58-Jährigen als Premierminister vorstellen. Wie die "Times" berichtete, drohten einige Tory-Abgeordnete im Falle von Johnsons Rückkehr bereits mit ihrem Abschied. Johnson war Anfang Juli durch eine Revolte in den eigenen Reihen zum Rücktritt gezwungen worden. Seine turbulente Amtszeit war von zahlreichen Skandalen überschattet gewesen.

Mehr zum Thema

Mordaunt, die am Montag im Auftrag von Truss Fragen der Opposition zu dem Steuer- und Wirtschaftsdebakel beantworten musste, ist als erste offiziell ins Kandidatenrennen. Die Brexit-Befürworterin gilt als gute Rednerin und wurde 2019 die erste britische Verteidigungsministerin. Einige sehen in der 49-jährigen Reservistin der Royal Navy eine mögliche Kompromisskandidatin für den Vorsitz der zerstrittenen Tories.

Sie galt im Sommer als eine der frühen Favoriten auf Johnsons Nachfolge, verlor aber knapp gegen Truss im Kampf um die Teilnahme an der abschließenden Abstimmung. Kritiker werfen ihr vor, in ihren bisherigen Regierungsrollen erfolglos geblieben zu sein.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen