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Ukraine-Talk bei Illner Röttgen: Kiew fehlt Motiv für Pipeline-Anschlag

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Norbert Röttgen glaubt nicht, dass die Ukraine für den Pipeline-Anschlag verantwortlich ist.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

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Grünen-Außenpolitiker Trittin fordert eine gründliche Aufklärung des Anschlags auf die Nord-Stream-Pipelines. Dabei habe es sich um einen schwerwiegenden terroristischen Akt gehandelt, sagt Trittin bei Maybrit Illner im ZDF. Medien hatten zuvor ukrainische Kräfte mit dem Anschlag in Verbindung gebracht.

Der grüne Außenpolitiker Jürgen Trittin verlangt eine gründliche Untersuchung des Anschlages auf die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen September. Die Bundesstaatsanwaltschaft habe bereits die Ermittlungen übernommen, sagt Trittin in der ZDF-Talkshow "Maybrit Illner" am Donnerstagabend. "Wir haben es mit einem schwerwiegenden terroristischen Akt zu tun. Der ist mit Mitteln durchgeführt worden, bei denen der Verdacht sehr naheliegend ist, dass es staatliche Beteiligungen mittelbar oder unmittelbar gegeben hat. Das muss aufgeklärt werden", so Trittin. Es nütze nicht, über die Beteiligung der Ukraine an dem Anschlag zu spekulieren.

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen glaubt nicht an eine Beteiligung der Ukraine an dem Anschlag. Dazu fehle ihr das Motiv. "Die Geschichte klingt für mich nicht sehr glaubhaft", sagt Röttgen. "Was man sagen kann ist, dass die Phase begonnen hat, in der auch mit Fehlinformationen Politik gemacht werden kann."

Der in London lebende Terrorismusexperte Peter Neumann fürchtet, dass die Umstände für die Explosion in der Ostsee nie aufgeklärt werden. "Das wird eine Verschwörungstheorie, wie der Mord an JFK. Darüber werden wir in 60 Jahren noch diskutieren." Zuvor hatte der Politikwissenschaftler Markus Kaim auf ntv die Ermittlungen zu dem Anschlag als "irre Geschichte" bezeichnet. Auch wenn man noch weiter ermitteln müsse, hält er eine Beteiligung der Ukraine für plausibel.

Am 26. September vergangenen Jahres hatten mehrere Explosionen an den Gas-Pipelines Nord-Stream 1 und 2 zu mehreren Lecks geführt. Dadurch sind die Pipelines für Gaslieferungen von Russland nach Deutschland zurzeit unbrauchbar. Russland hatte die Gaslieferungen jedoch schon vor den Explosionen eingestellt. Ein amerikanischer Journalist hatte vor einigen Wochen die USA mit den Anschlägen in Verbindung gebracht. Laut neueren Medienberichten aus den USA und Deutschland könnte eine Spur der Attentäter in die Ukraine führen.

Langer Zermürbungskrieg

Zu Beginn der Sendung beklagt CDU-Außenpolitiker Röttgen, dass der Westen zu spät mit der Munitionsproduktion für die Ukraine begonnen habe. "Es ist doch keine Überraschung, dass im Krieg Munition verbraucht wird", sagt er. Was deren Lieferung angehe, handele Europa unglaublich spät. "Hoffentlich wird sich das nicht entscheidend auswirken." Ein ukrainischer Erfolg sei allerdings, dass es Russland nach neun Monaten Kampf noch nicht gelungen sei, die strategisch unwichtige Stadt Bachmut einzunehmen.

Das sieht auch Peter Neumann so. Bachmut zeige, dass in einem Krieg Kampfkraft genauso wichtig sei wie die Moral. Der Kampf um die Stadt diene dazu, den jeweiligen Gegner vor den Offensiven im Frühjahr möglichst zu schwächen. "Wir laufen auf einen Abnutzungskrieg hinaus, wo es auf beiden Seiten kleinere Geländegewinne gibt. Die pessimistische Nachricht ist, dass der Frontverlauf im Großen und Ganzen so bleiben wird."

"Wir laufen auf einen langen Zermürbungskrieg hinaus", sagt auch Trittin. Deswegen habe die EU beschlossen, bei der Munitionslieferung an die Ukraine enger zusammenzuarbeiten. In dem Krieg gehe es vor allem darum, wer am Ende den längeren Atem habe. Zwar könnten laut Geheimdienstinformationen die russischen Truppen noch zwei Jahre unvermindert kämpfen, aber die russische Seite sei auch zerstrittener. Das Problem sei allerdings, dass die Putin-Kritiker noch radikaler als der Präsident selber seien.

Quelle: ntv.de

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