Seltene Demo nach Urteil Russen protestieren für Freilassung von Politiker
12.02.2023, 21:45 Uhr
Offiziell wird Furgal die Beteiligung an Auftragsmorden vorgeworfen. Kritiker vermuten jedoch politische Gründe dahinter.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Russland geht rigoros gegen Demonstrationen vor. Trotzdem versammeln sich in der östlichen Stadt Chabarowsk rund 70 Menschen, um für die Freilassung von Sergej Furgal einzustehen. Der jüngst verurteilte Ex-Gouverneur ist dem Kreml schon länger ein Dorn im Auge.
Im äußersten Osten Russlands haben Menschen gegen die kürzliche Verurteilung eines populären Ex-Gouverneurs zu 22 Jahren Straflager protestiert. Rund 70 Demonstranten versammelten sich in der Stadt Chabarowsk und forderten die Freilassung von Sergej Furgal, wie unabhängige russische Medien berichten.
Offiziell wird dem 53 Jahre alten Furgal eine Beteiligung an Auftragsmorden Anfang der 2000er Jahre vorgeworfen. Kritiker halten diese Beschuldigung allerdings für konstruiert. Der Politiker selbst, gegen den am vergangenen Freitag in Moskau das Urteil gefällt wurde, weist jede Schuld von sich.
Furgal gehört der rechts-nationalistischen und eigentlich kremltreuen Partei LDPR an. Im Jahr 2018 gewann er die Wahl zum Gouverneur gegen den Kandidaten der Kremlpartei Geeintes Russland - und zog damit in den Augen vieler den Ärger des Machtzentrums im gut 6000 Kilometer entfernten Moskau auf sich. Als Furgal im Zuge der Ermittlungen gegen ihn 2020 abgesetzt wurde, kam es in Chabarowsk monatelang zu den größten Massenprotesten seit Jahrzehnten.
Über mögliche Festnahmen bei der jüngsten Kundgebung war zunächst nichts bekannt. Größere Proteste sind in Russland insbesondere seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor rund einem Jahr sehr selten geworden. In der Regel geht der Staatsapparat äußerst vehement gegen kritische Stimmen vor.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa