London: Auch Taktik in Gefahr Russische Moral dürfte im Winter weiter sinken
16.11.2022, 12:31 Uhr (aktualisiert)
Die Winterbedingungen könnten unter anderem zu Problemen bei der Wartung von Ausrüstung führen, so das britische Verteidigungsministerium. (Archivbild)
(Foto: picture alliance/dpa/Russian Defence Ministry)
Dunkelheit, starke Winde, Schneefall: Die kalte Jahreszeit könnte für das russische Militär zu einer einzigartigen Herausforderung werden, berichten britische Geheimdienste. Der Winter werde nicht nur die Truppenmoral weiter senken. Auch auf Kriegstaktiken habe das Wetter einen großen Einfluss.
Der bevorstehende Winter wird die Kämpfe in der Ukraine nach britischer Einschätzung deutlich beeinflussen. "Veränderungen bei Tageslichtstunden, Temperatur und Wetter bedeuten einzigartige Herausforderungen für die kämpfenden Soldaten", teilte das Verteidigungsministerium in London mit. "Alle Entscheidungen, die der russische Generalstab trifft, werden teilweise vom Einbruch des Winters abhängig sein."
Weil die Tageslichtstunden deutlich abnehmen, werde es weniger Offensiven und dafür mehr statische Verteidigungslinien geben. Die Winterbedingungen mit mehr Regen und starken Winden sowie Schneefall führten zu Kälteverletzungen und würden die ohnehin schon niedrige Moral der russischen Streitkräfte vor zusätzliche Herausforderungen stellen, so das Ministerium weiter. Sie bedeuteten zudem Probleme für die Wartung der Ausrüstung. "Grundübungen wie die Waffenreinigung müssen den Gegebenheiten angepasst werden, und das Risiko von Waffenfehlfunktionen steigt", hieß es in London. Gleichzeitig betonte die Behörde, dass auch ukrainische Soldaten von den Konditionen betroffen seien.
Seitdem Russlands Präsident Wladimir Putin im September die "Teilmobilisierung" ausgerufen hat, kursieren im Internet bereits zahlreiche Berichte über eine mangelhafte Ausrüstung russischer Soldaten. In russischen unabhängigen Medien schildern einberufene Rekruten, dass sie sich Armeestiefel für den Winter von ihrem eigenen Geld gekauft hätten. Teilweise gebe es nicht einmal Helme oder Waffen, auch Schlafsäcke oder Medizin hätten die Soldaten teilweise selbst beschaffen müssen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 14. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mbu/dpa