"Damit kann ich Arsch abwischen" Russischer Soldat "bedankt sich" für Ausrüstung-Set
10.11.2022, 10:53 Uhr (aktualisiert)
Vor laufender Kamera packt ein russischer Rekrut ein Care-Paket aus, das er nach eigenen Worten von dem Gouverneur der Region Archangelsk erhalten hat. Abgelaufene Lebensmittel, Gummi- statt Winterstiefel, eine dünne Yogamatte und weitere nutzlose Gegenstände entdeckt er in der Tüte. Der Soldat hat dafür einige sarkastische Bemerkungen übrig.
Seitdem Russlands Präsident Wladimir Putin am 21. September die "Teilmobilisierung" ausgerufen hat, tauchen im Internet immer wieder Berichte über schlechte Ausstattung der Rekruten auf. Nun sorgt erneut ein Video eines russischen Soldaten für Entsetzen bei den Befürwortern der "speziellen Militäroperation" - und für Spott und Häme bei den Kriegsgegnern.
Der Mann im Video heißt nach eigenen Worten Jegor Tschapurin, er sei in der Region Archangelsk eingezogen worden und befinde sich derzeit im Ort Kamenka im Norden Russlands, wo seine Ausbildungseinheit stationiert ist. Vor laufender Kamera packt Tschapurin ein Care-Paket aus. Dieses habe er von dem "hochrespektierten" Gouverneur der Oblast, Alexander Tsybylsky, erhalten, sagt der Soldat ironisch.
"Wir machen ja Yoga und frieren nicht in einem Schützengraben"
Als erstes führt Tschapurin ein Paar Gummistiefel vor: "Damit wir nicht frieren, wir werden ja im Winter hingeschickt (in die Ukraine - Anm. d. Red.)", kommentiert der Rekrut hämisch. "Da werden wir bestimmt nicht frieren. Scheiße", sagt der Soldaten und wirft die Stiefel zur Seite.
Dazu gibt es mehrere Packungen Knabberkringel, die alle binnen 15 Tagen aufgebraucht werden sollen. Sie liegen zum Zeitpunkt des Videos aber bereits rund zwei Wochen über dem genannten Datum. "Scheiße", kommentiert Tschapurin und wirft die Snacks ebenfalls weg. Auch die Papiertasche, in der sich die "humanitäre Hilfe" befand, sei nicht zu gebrauchen: "Vielen Dank für die Tüte. Damit kann ich mir den Arsch abwischen", sagt Tschapurin.
Dann hält der Rekrut eine dünne Matte in die Höhe. "Wir machen ja Yoga und frieren nicht in einem Schützengraben, wo wir auf dem Erdboden schlafen", spöttelt der Mann. "Eine ausgezeichnete Matte, jedem zu empfehlen." Neben weiteren Kleidungsstücken hält der Soldat noch einen Schlafsack in die Kamera, durch den man nach seiner Aussage hindurchsehen kann. "Sie schicken uns in den Winter. Vielen Dank, Kamerad Gouverneur", bedankt sich der Soldat hämisch für die Lieferung.
Soldaten sollen "Schusswunden mit Tampons stopfen"
Vor wenigen Tagen hatte Präsident Putin mitgeteilt, rund 318.000 Personen seien im Rahmen der "Teilmobilisierung" einberufen worden. Der Kremlchef erklärte weiter, 49.000 Soldaten seien bereits an die Front in der Ukraine geschickt worden, der Rest sei "in der Ausbildung". Nach Ansicht des britischen Verteidigungsministeriums ist das russische Militär aber mit der Ausbildung neuer Rekruten überfordert. "Neu verpflichtete Rekruten erhalten wahrscheinlich eine minimale Ausbildung oder überhaupt keine Ausbildung", hieß es am vergangenen Samstag im täglichen Geheimdienst-Update aus London. Erfahrene Offiziere und Ausbilder seien in den Kriegseinsatz in die Ukraine geschickt und wahrscheinlich zum Teil getötet worden.
Vor einigen Wochen berichtete das britische Verteidigungsministerium auch über die unzureichende Ausstattung russischer Rekruten. "Das durchschnittliche Niveau ihrer persönlichen Ausrüstung ist mit ziemlicher Sicherheit niedriger als die ohnehin schlechte Versorgung von zuvor eingesetzten Truppen", hieß es Mitte Oktober aus London. Viele Reservisten müssten ihren eigenen Körperschutz demnach selbst kaufen.
Ende September sorgte ein Video für Aufsehen, in dem frisch eingezogene Soldaten aufzählen, was sie alles selbst kaufen müssen. Unter anderem werden Schlafsäcke, Isomatten und Medikamente erwähnt. "Die Armee stellt nichts außer der Uniform. Die Schutzausrüstung und das Militärzeug haben wir alles nicht", heißt es im Video. Den Rekruten wird auch empfohlen, Tampons zu kaufen - um damit Schusswunden zu stopfen.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 08. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, uzh