Präsident soll Front besuchen Russische Reservisten beklagen sich bei Putin
11.03.2023, 22:02 Uhr
Die Männer müssten mit Maschinengewehren gegen Panzer kämpfen, lautet ein Vorwurf der russischen Soldaten.
(Foto: picture alliance / AA)
Erneut wenden sich russische Soldaten in einer Videobotschaft an Präsident Putin. Die Reservisten beklagen fehlende Ausrüstung und Munition. Zudem würden ihre Kommandeure ein präsidiales Dekret ignorieren. Putin solle an die Front kommen, um sich darum zu kümmern, fordern sie.
In einem neuen Videoappell haben russische Reservisten im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine Missstände in der Truppe beklagt und Kremlchef Wladimir Putin um Hilfe gerufen. Als Oberkommandierender der Streitkräfte solle sich Putin darum kümmern, dass die Kommandeure ihre Arbeit machten, sagte ein vermummter Sprecher in der im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Videobotschaft. Insgesamt sind ein Dutzend Uniformierte auf dem Video zu sehen - ebenfalls ohne erkennbare Gesichter.
Der Sprecher der Gruppe beklagt fehlende Ausrüstung und mangelnde Führung durch die Befehlshaber. "Wir wissen, dass wir nicht die einzigen sind, die mit einer solchen Bitte auftreten", sagte der Mann "im Gebiet Donezk". Putin solle sich nicht auf dem Papier, sondern vor Ort um die Lage kümmern, verlangt er. Putin hat bisher die Truppen im Kampfgebiet nicht besucht - anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der vereinzelte Frontbesuche absolvierte.
Kommandeure ignorieren angeblich Befehle
Der russische Sprecher beklagt, es fehle an Ausrüstung, darunter etwa an Nachtsichtgeräten, um die Gefechtsaufgaben zu erfüllen. Auch andere Kämpfer sowie Ehefrauen, Mütter und Schwestern von Soldaten hatten bereits in öffentlichen Botschaften Missstände beklagt. Die Kommandeure würden einfach das Dekret des Präsidenten ignorieren und unvorbereitete Einheiten in den Sturmtrupps einsetzen, beklagte der Mann. Sie würden vorgeschickt, während die Soldaten hinten blieben. "Die Führung unseres Regiments führt keinen Dialog mit uns, schüchtert uns ein und droht uns mit Inhaftierung, wenn wir uns den Kampfhandlungen verweigern und nicht an die erste Frontlinie vorrücken." Wegen fehlender Unterstützung durch eine Aufklärung und mangelnde Kommunikation mit anderen Einheiten würden sinnlos Reservisten sterben und verletzt.
Der Mann weist darauf hin, dass das Durchschnittsalter der Einheit bei 40 Jahren liege, viele seien gesundheitlich eingeschränkt. Es habe schon zu Beginn keine medizinische Tauglichkeitsuntersuchung gegeben. "Wir weigern uns nicht, die Aufgaben der Gebietsverteidigung zu erfüllen. Wir lehnen es ab, ein ungerechtfertigtes Risiko einzugehen - mit Maschinengewehren gegen Panzer, gegen Mörser und Scharfschützen", sagte er. Seinen Angaben nach waren die Männer in den Gebieten Swerdlowsk und Perm eingezogen worden.
Quelle: ntv.de, als/dpa