Zwischenfall in der Ostsee Russische Schiffsbesatzung schießt bei Bundeswehr-Einsatz
04.12.2024, 20:50 Uhr Artikel anhören
Im Ostseeraum eskalieren die Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Von einem russischen Schiff wird mit Signalmunition während einer Bundeswehrübung geschossen. Der Schutz von kritischer Infrastruktur durch Patrouillen soll aber weiter ausgebaut werden.
In der Ostsee ist es zu einem Vorfall zwischen einem Hubschrauber der Marine und einem russischen Schiff gekommen. Die Besatzung des russischen Schiffes habe mit Signalmunition geschossen, verlautete aus Militärkreisen. Der Hubschrauber sei zur Aufklärung unterwegs gewesen. Zuvor hatte Außenministerin Annalena Baerbock den Vorfall am Rande eines NATO-Treffens in Brüssel kurz erwähnt. Details nannte sie allerdings nicht.
Bei dem Vorfall in der vergangenen Woche sei die Fregatte "Nordrhein-Westfalen" betroffen gewesen. Sie hatte sich nach RTL/ntv-Informationen auf einer Übungsfahrt befunden und wurde von einem Marine-Hubschrauber - möglicherweise vom Typ NH-90 - begleitet. Das Schiff befand sich demnach auf Ausbildungsfahrt.
Laut NDR hat sich der Vorfall nahe Bornholm ereignet. Das russische Schiff sei auf dem Weg zur russischen Marinebasis Tartus in Syrien gewesen. Der Marine-Hubschrauber habe sich dem Tanker genähert. Der Pilot habe später im Einsatzprotokoll von Schüssen mit kleinkalibriger Munition berichtet, die er wahrgenommen habe. In Sicherheitskreisen gehe man derzeit davon aus, dass ein einzelnes Crew-Mitglied des Tankers überreagiert habe. So entschuldigte sich die Besatzung anschließend über Funk, wie der Sender weiter berichtet.
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Der Einsatz von Signalmunition ist eigentlich nur in Notsituationen üblich. Baerbock hatte darauf verwiesen, dass in der Ostsee immer wieder Schiffe unterwegs sind, die an der Umgehung von Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beteiligt sind.
Die Grünen-Politikerin kündigte dabei auch an, dass die Überwachung von Pipelines und Datenkabeln in der Ostsee verstärkt werden soll. Der Schutz von kritischer Infrastruktur durch Patrouillen solle ausgebaut werden, sagte sie. Grund sei die Zunahme von hybriden Angriffen, die von Russland und seinen Unterstützern ausgingen
Als Beispiel nannte Baerbock die Zerstörung von Kabeln, das Stören des globalen Positionsbestimmungssystems GPS sowie den Vorfall mit dem deutschen Bundeswehr-Hubschrauber und dem Tanker.
Sabotageverdacht in der Ostsee
Zuletzt waren im November innerhalb kurzer Zeit Schäden an zwei Glasfaserkabeln in der Ostsee aufgetreten. Dabei handelte es sich um ein Kabel, das zwischen Schweden und Litauen verläuft, sowie eins zwischen Finnland und Deutschland. Die Ursache dafür ist in beiden Fällen noch unklar. Die schwedischen Behörden ermitteln wegen möglicher Sabotage. Der Fokus der Ermittler liegt auf einem chinesischen Schiff mit dem Namen "Yi Peng 3", das zum fraglichen Zeitpunkt die betroffenen Stellen der Kabel passiert haben soll. Zuvor war im vergangenen Jahr eine Gas-Pipeline zwischen Finnland und Estland schwer beschädigt worden.
Nach der Beschädigung der Kommunikationskabel in der Ostsee hatte zuletzt Polens Regierungschef Donald Tusk eine gemeinsame Überwachung des Meeres durch die Marine der westlichen Anrainerstaaten vorgeschlagen.
Neben Russland wird vor allem China, Nordkorea und dem Iran vorgeworfen, Staaten in Europa mit sogenannten hybriden Angriffen schwächen zu wollen. Unter diesem Oberbegriff werden Aktionen zusammengefasst, die staatliche oder nicht staatliche Akteure nutzen, um andere Länder zu schädigen, ohne dabei einen offenen Krieg zu führen. In der Regel lassen sie sich nur schwer oder gar nicht einem bestimmten Urheber zuordnen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa