Politik

Wodka für 54.000 Euro Russische Spitzenpolitiker trinken immer mehr Alkohol

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Wodka-Abteilung eines russischen Supermarktes.

Die Wodka-Abteilung eines russischen Supermarktes.

(Foto: IMAGO/Russian Look)

Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine gehören teurer Wodka und Cognac in vielen russischen Verwaltungen zum Alltag. Einzelne Gouverneure trinken den ganzen Tag - offenbar vor allem, um mit dem Druck aus dem Kreml zurechtzukommen.

Journalisten der unabhängigen russischen Exil-Nachrichtenplattform Verstka haben viele Gespräche mit russischen Politikerinnen und Politikern geführt und kommen zu dem Schluss: In russischen Spitzenämtern wird immer mehr getrunken. "Sagen wir mal so: In der Präsidialverwaltung hat früher nicht jeder seinen Tag mit einem Glas Wodka begonnen. Jetzt kenne ich viel mehr solche Leute, und für einige ist das Glas zu einer Flasche geworden", sagte ein Regierungsbeamter dem Recherchenetzwerk.

Ein Mitarbeiter der Verwaltung des Bezirks Zentralrussland berichtet von einem Gouverneur, der alkoholabhängig sei und deswegen schon mehrmals Putins Botschaft an die Föderationsversammlung verpasst habe, zu der er eingeladen war. In letzter Zeit sei er "völlig verrückt geworden", sagt der Mann. "Der Tag beginnt entweder mit Suche nach ihm oder mit dem Versuch, ihn mit Anrufen aufzuwecken."

Zermürbt von Krieg und Kreml

Bei offiziellen Staatsbanketten werde der Alkohol neuerdings auf eineinhalb bis zwei Flaschen pro Person kalkuliert - früher war es streng eine Flasche. Dabei sprechen die Journalisten von Verstka hier von Spitzenbeamten, etwa von Gouverneuren und ihren Stellvertretern. Auch Dmitri Medwedew, Ex-Präsident und stellvertretender Leiter des russischen Sicherheitsrates, soll gerne mal zur Flasche greifen. Auf Telegram postet Medwedew regelmäßig Verschwörungstheorien und hetzt gegen den Westen. Laut Verstka soll er dies häufig unter Alkoholeinfluss tun.

Insgesamt, so erklären es die Journalisten, trinken die Politikerinnen und Politiker vor allem, weil sie zunehmend zermürbt werden durch den Krieg in der Ukraine, die ständigen Anweisungen aus dem Kreml und Kritik aus der eigenen Bevölkerung. Dabei kommen sie angetrunken zu Sitzungen, trinken über den Tag verteilt und auch Frauen würden immer mehr zur Flasche greifen. Medienberichten zufolge trinkt Putin selbst kaum bis gar keinen Alkohol, und angeblich mag er es auch nicht, wenn Leute aus seinem Umfeld trinken oder sichtlich verkatert zu Sitzungen erscheinen.

Französischer und italienischer Wodka für 54.000 Euro

Laut Verstka trinken die Politiker nicht den einfachen Wodka, sondern exklusiven Schnaps und Importware. Danil Nowikow von der Stiftung zur Korruptionsbekämpfung, die von dem Oppositionellen Alexej Nawalny gegründet wurde, hat recherchiert, dass es jüngst eine Bestellung von französischem und italienischem Wodka für umgerechnet 54.000 Euro gegeben habe.

Ende Mai wurde Wein aus Nordmazedonien für 7500 Euro eingekauft. "Weder der Krieg noch die anschließenden Sanktionen haben den Alkoholeinkauf gestoppt, im Gegenteil", sagte Nowikow Verstka. Einige Hersteller hätten den russischen Markt gar nicht verlassen, obwohl sie dies angekündigt hätte. Die mittlerweile im Exil arbeitende Nachrichtenseite Insider fand heraus, dass die russische Firma Ryatico allein im November und Dezember 2022 ausländischen Spitzenwein im Wert von 3,9 Millionen Euro nach Russland importierte.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen