Politik

"Spannungen mit Gruppe Wagner" Russischer Angriff auf Bachmut scheint zu stocken

4753361310de59c59b4af82472524aaf.jpg

Ukrainische Stellung bei Bachmut.

(Foto: AP)

Nach Einschätzung der britischen Geheimdienste strebt Russland im Donbass eine Stabilisierung der Front an. Die russischen Angriffe auf Bachmut seien großteils zum Stillstand gekommen. Ein ähnliches Lagebild kommt vom ukrainischen Oberbefehlshaber.

Der russische Angriff auf die ukrainische Stadt Bachmut im Donbass ist nach Einschätzung der britischen Geheimdienste weitgehend zum Stillstand gekommen. Wahrscheinlich sei dies in erster Linie "auf die extreme Zermürbung der russischen Streitkräfte zurückzuführen", heißt es im "Intelligence Update", das täglich vom britischen Verteidigungsministerium veröffentlicht wird. Auch die Ukraine habe bei ihrer Verteidigung schwere Verluste erlitten.

Den britischen Informationen zufolge hat sich die Situation der Russen in Bachmut wohl "auch durch die Spannungen zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der Wagner-Gruppe" verschlechtert. Sowohl die Söldnertruppe als auch die regulären russischen Streitkräfte kämpfen in Bachmut.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht die kurzen Einschätzungen der Geheimdienste seit Kriegsbeginn auf Twitter. Die Einschätzung "wahrscheinlich" ("likely"), die in der heutigen Bewertung mehrfach auftaucht, soll für eine Wahrscheinlichkeit von 55 bis 75 Prozent stehen.

Den aktuellen Angaben zufolge hat Russland seinen operativen Schwerpunkt wahrscheinlich auf Awdijiwka verlagert, eine Kleinstadt südlich von Bachmut, sowie auf das Gebiet Kreminna und Swatowe weiter im Norden. Für ebenfalls wahrscheinlich hält London, dass Russland in diesen Gebieten nur eine Stabilisierung seiner Frontlinie anstrebt. Dies deute darauf hin, dass Russland nach den ergebnislosen Versuchen, seit Januar 2023 eine Generaloffensive durchzuführen, insgesamt zu einem defensiveren Einsatzkonzept zurückkehre.

Ukraine beschreibt Lage ebenfalls als stabilisiert

Eine ähnliche Darstellung veröffentlichte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj. Die Verteidiger von Bachmut hätten ihre Positionen gefestigt, schreibt Saluschnyj im Anschluss an ein Telefonat mit seinem britischen Amtskollegen Tony Radakin auf seinem Facebook-Account. "Dank der titanischen Anstrengungen der Defensivkräfte gelingt es, die Lage zu stabilisieren." Das Teilstück um Bachmut zähle aber nach wie vor zu den schwierigsten Frontabschnitten.

Die Gefechte um Bachmut laufen seit einem halben Jahr. Auf russischer Seite kämpfen vor allem Söldner der Einheit Wagner in dem Raum. Die russischen Angreifer haben die Stadt inzwischen von drei Seiten - Norden, Osten und Süden - umfasst und versuchen, die letzten Nachschubwege der ukrainischen Garnison gen Westen zu durchtrennen.

Zuletzt konnten sie aber kaum noch Fortschritte erzielen. Für beide Kriegsparteien hat die Eroberung beziehungsweise Verteidigung von Bachmut inzwischen symbolischen Charakter. Die Stadt, in der vor Kriegsbeginn gut 70.000 Menschen lebten, ist durch die Kämpfe fast vollständig zerstört worden. Nach offiziellen ukrainischen Angaben leben derzeit nur noch rund 4000 Zivilisten dort.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen