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Wegen Zahlung hoher Geldsummen Russischer TV-Moderator: Prigoschin ist übergeschnappt

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Putin hat erst kürzlich eingeräumt, dass die Wagner-Truppe vollständig vom russischen Staat ausgestattet worden sei.

Putin hat erst kürzlich eingeräumt, dass die Wagner-Truppe vollständig vom russischen Staat ausgestattet worden sei.

(Foto: picture alliance/dpa/Prigozhin Press Service/AP)

Der Kreml-nahe Journalist Kissiljow behauptet im russischen Staatsfernsehen, die Wagner-Gruppe habe staatliche Mittel in Höhe von 858 Milliarden Rubel erhalten. Der Chef der Söldnertruppe Wagner soll daraufhin die Bodenhaftung verloren haben. Das Gefühl, "sich alles erlauben zu können", sei dabei nicht neu.

Ein Moderator im russischen Staatsfernsehen hat Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin vorgeworfen, nach dem Erhalt von öffentlichen Geldern im Milliardenhöhe die Bodenhaftung verloren zu haben. "Prigoschin ist wegen hoher Geldsummen übergeschnappt", sagte der Kreml-nahe Journalist Dmitri Kissiljow in seiner wöchentlichen Sendung. "Er hat geglaubt, er könne sich sowohl gegen das russische Verteidigungsministerium als auch gegen den Staat und den Präsidenten selbst auflehnen", sagte Kissiljow.

Das Gefühl, "sich alles erlauben zu können", sei bei Prigoschin bereits seit den Einsätzen seiner Söldnertruppe in Syrien und Afrika aufgekommen. Es habe sich "verstärkt", nachdem Wagner-Söldner in diesem Jahr die ukrainischen Städte Soledar und Bachmut eingenommen hätten, fügte er hinzu. Kissiljow gehört zu den bekanntesten Gesichtern der russischen Propaganda.

Die Wagner-Gruppe habe staatliche Mittel in Höhe von 858 Milliarden Rubel (rund 8,8 Milliarden Euro) erhalten, erklärte der Moderator - ohne Belege für die Angaben vorzulegen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte wenige Tage zuvor erstmals eingeräumt, dass die Wagner-Truppe vollständig vom russischen Staat ausgestattet worden sei. Zwischen Mai 2022 und Mai 2023 habe die Söldnertruppe mehr als 86 Milliarden Rubel vom Staat erhalten, sagte Putin.

Aufständische kamen straffrei davon

Nach russischem Gesetz gelten private Söldnergruppen als verboten. Während die USA und die EU Sanktionen gegen die Wagner-Gruppe verhängten, agierte Prigoschin lange Zeit im Hintergrund. Erst nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine rückte er ins Rampenlicht. Prigoschin hatte freie Hand, in russischen Gefängnissen Kriminelle für seinen Söldnerdienst zu rekrutieren. Russische Abgeordnete billigten Gesetze zur Einführung längerer Haftstrafen für Kritiker von "Freiwilligengruppen" wie Wagner. Prigoschin warf der russischen Militärführung immer wieder vor, seinen Kämpfern in der Ostukraine die Siege zu "stehlen", und machte Moskaus "monströse Bürokratie" für die langsamen militärischen Erfolge verantwortlich.

Die Zeitung "Wall Street Journal" berichtete am Sonntag, dass die Zentrale der Wagner-Gruppe in St. Petersburg von Agenten nach Beweisen gegen Prigoschin durchsucht worden sei. Das Hauptquartier hatte am Samstag auf Telegram mitgeteilt, dass es umziehe, aber in einem "neuen Format" einsatzfähig bleibe.

Am Samstag vergangener Woche hatten die Söldner mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in Rostow am Don in Südwestrussland besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt. Der Aufstand endete am selben Abend mit einer Vereinbarung, in deren Folge Prigoschin ins Exil nach Belarus ging. Die Aufständischen kamen straffrei davon, doch die Zukunft der Söldnertruppe scheint ungewiss.

Ist der Aufstand ein Zeichen für eine Schwächung Putins?

In dieser Woche wurden dem Unternehmen nahestehende Nachrichtenseiten in Russland gesperrt. Prigoschin hat sich seit Montag nicht mehr öffentlich geäußert. Am Sonntag hatte Kissiljow die Aussage, dass die Wagner-Söldner die effektivsten russischen Streitkräfte seien, zurückgewiesen und argumentiert, die Söldner hätten "225 Tage" gebraucht, um Bachmut einzunehmen, während die reguläre Armee "70 Tage" für Mariupol gebraucht habe.

Politische Beobachter werteten den versuchten Aufstand Prigoschins als Zeichen für eine Schwächung Putins. Vertreter der Regierung und der Propaganda in Moskau beharren hingegen darauf, dass sich die Bevölkerung hinter Putin versammelt habe. Am Sonntag erklärte Wjatscheslaw Wolodin, Sprecher des russischen Unterhauses, dass Putin aus "dieser sehr schwierigen Situation" sogar gestärkt hervorgegangen sei. "Er hat alles getan, um Blutvergießen zu verhindern", erklärte Wolodin auf seinem Kanal beim Messengerdienst Telegram. "Wenn Leute wie Putin 1917 und 1991 am Ruder gewesen wären, hätte es keine Revolution und keinen Zusammenbruch der UdSSR gegeben", erklärte er.

Quelle: ntv.de, jki/AFP

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