"Sichere Versorgung des Landes" Russland liefert Ungarn mehr Gas
15.08.2022, 11:01 Uhr (aktualisiert)
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat die EU-Sanktionen gegen Russland im Energiebereich immer wieder kritisiert.
(Foto: imago images/Emmanuele Contini)
Im Juli verhandelt Ungarns Außenminister in Moskau über zusätzliche Erdgaslieferungen. Nun liefert Gazprom durch die TurkStream-Pipeline. Der Schritt wird begründet mit der "Pflicht der ungarischen Regierung, die sichere Versorgung des Landes mit Erdgas zu gewährleisten".
Russland hat nach Angaben des ungarischen Außenministeriums mit zusätzlichen Gaslieferungen an das EU-Mitgliedsland begonnen. Nach Verhandlungen zwischen Moskau und dem ungarischen Außenminister Peter Szijjarto im vergangenen Monat habe der russische Konzern Gazprom am Freitag begonnen, mehr Gas als "bereits vertraglich vereinbart" zu liefern, teilte der Ministeriumsvertreter Tamas Menczer auf Facebook mit.
Nach seinen Angaben werden bis Ende August zusätzlich 2,6 Millionen Kubikmeter pro Tag durch die TurkStream-Pipeline nach Ungarn kommen. Über die weiteren Lieferungen im September werde noch verhandelt, erklärte Menczer weiter. Er betonte, es sei "die Pflicht der ungarischen Regierung, die sichere Versorgung des Landes mit Erdgas zu gewährleisten".
Außenminister Szijjarto war im Juli zu einem unangekündigten Besuch nach Moskau gereist, um dort über den Kauf von 700 Millionen zusätzliche Kubikmeter Gas zu sprechen. Der Erwerb von derart großen Mengen Gas sei angesichts der derzeitigen "europäischen Marktbedingungen" ohne russische Quellen "unmöglich", erklärte Menczer dazu.
In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat die EU drastische Sanktionen gegen Moskau verhängt. Dazu zählt unter anderem ein weitreichendes Embargo gegen russisches Erdöl. Bei Gas gibt es eine solche Maßnahme aber nicht. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat - zum Missfallen Brüssels - die gemeinsam beschlossenen Sanktionen als für Europa schädlich kritisiert.
Innerhalb der EU ist seit Dienstag ein Gas-Notfallplan in Kraft, um die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise zu bewältigen. Die Verordnung sieht freiwillige Erdgas-Einsparungen im Winter in Höhe von 15 Prozent pro Land vor, doch lässt sie zahlreiche Ausnahmen für Staaten zu. Zu den Ländern, die eine Ausnahme gefordert hatten, gehört auch Ungarn. Das Land hängt besonders stark von russischen Energieimporten ab.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 13. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mli/AFP