700 Millionen Kubikmeter mehr Ungarn kauft zusätzliches Gas aus Russland
21.07.2022, 15:23 Uhr
Ungarns Ministerpräsident Orban fährt trotz des Angriffs auf die Ukraine einen russlandfreundlichen Kurs.
(Foto: REUTERS)
Anders als auf Öl gibt es auf russisches Gas keine gemeinsamen Sanktionen der EU. Daher kündigt Ungarn an, weitere Kapazitäten in Russland einkaufen zu wollen. Es gehe um die Sicherheit von Ungarns Energieversorgung, heißt es zur Begründung.
Ungeachtet des Strebens der EU nach Unabhängigkeit von russischer Energie hat der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bei einem überraschenden Besuch in Moskau um mehr Gas gebeten. Zusätzlich zu den bereits vereinbarten Mengen wolle sein Land in diesem Jahr 700 Millionen Kubikmeter russisches Gas kaufen, sagte er in Moskau. Es gehe um die Energiesicherheit Ungarns. Sein russischer Kollege Sergej Lawrow erklärte: "Diese Anfrage wird umgehend vermeldet und geprüft."
Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat Russland bereits mehreren "unfreundlichen" europäischen Ländern den Gashahn komplett zugedreht - darunter Polen und Bulgarien, weil sie es ablehnten, für die Lieferungen - wie von Kremlchef Wladimir Putin gefordert - in Rubel zu bezahlen. Die Liefermengen nach Deutschland - und in andere Länder - wurden deutlich reduziert. Moskau begründet den Schritt mit einer fehlenden Turbine für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, die zwischenzeitlich aufgrund von Sanktionen in Kanada feststeckte. Berlin hält diese Darstellung für einen Vorwand.
Kein Embargo gegen russisches Gas
In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat die EU drastische Sanktionen gegen Moskau verhängt. Dazu zählt unter anderem ein weitreichendes Embargo gegen russisches Erdöl. Bei Gas gibt es eine solche Maßnahme aber nicht.
Dem Mitgliedsstaat Ungarn aber wird vorgeworfen, die Brüsseler Russlandpolitik teils zu torpedieren und gleichzeitig weiter die Nähe zu Russland zu suchen. So hatte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban erst kürzlich - zum Missfallen Brüssels - die gemeinsam beschlossenen Sanktionen als für Europa schädlich kritisiert.
Lawrow sagte seinem ungarischen Kollegen, dass er ihm die Lage in der Ukraine aus russischer Sicht erklären wolle. Szijjarto betonte, dass alles dafür getan werden müsse, den Konflikt zu beenden. In der Ukraine sorgt die Nähe Ungarns zu Russland immer wieder für Kritik.
Quelle: ntv.de, mli/AFP