Wer steckt dahinter? Russisches Hochhaus stürzt ein - Tote und Verletzte
12.05.2024, 13:35 Uhr Artikel anhören
Zerstörung auch in Russland: Ein Wohnhaus in Belgorod stürzt teilweise ein.
(Foto: REUTERS)
War es ukrainischer Beschuss oder doch etwas anderes? In Belgorod stürzt ein mehrstöckiges Wohnhaus ein und begräbt mehrere Menschen. In der Region Wolgograd wiederum steht zwischenzeitlich eine Ölraffinerie in Flammen.
In der russischen Stadt Belgorod ist ein mehrstöckiges Wohnhaus teilweise eingestürzt und hat mehrere Menschen unter sich begraben. Nach russischen Angaben wurden mindestens acht Menschen getötet und 20 verletzt.
Der Gouverneur der Oblast Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, machte die Ukraine verantwortlich: "Die Stadt und die Oblast waren massivem Beschuss durch die Streitkräfte der Ukraine ausgesetzt", so Gladkow. "Durch den Volltreffer einer Granate in ein Mehrfamilienhaus stürzte der komplette Eingangsbereich vom zehnten bis zum ersten Stock ein." Eine Stellungnahme der Ukraine gibt es bislang nicht.
"Ein ganzer Abschnitt eines zehnstöckigen Gebäudes ist eingestürzt", sagte ein Zeuge, der anonym bleiben wollte. Krankenwagen und Feuerwehrautos seien vor Ort. "Ich sehe mehrere Opfer. Feuerwehrleute durchsuchen die Trümmer." In sozialen Netzwerken wurden Fotos von einem zerstörten Gebäude veröffentlicht, aus dem ein ganzer Wohnungsblock herausgerissen wurde.
Das oppositionelle belarussische Portal Nexta zitiert dagegen das ukrainische Zentrum zur Verhinderung von Desinformation, das offenbar eher andere Ursachen für den Kollaps vermutet. "Das Video der Kameras zeigt keine fallenden Objekte. Es sieht eher nach einer russischen Provokation aus, um weitere Angriffe auf Wohngebäude in ukrainischen Städten zu rechtfertigen", heißt es. Allerdings hat Russland bislang auch ohne einen Vorwand massiv ukrainische zivile Infrastruktur beschossen.
Zuvor war in der Region, die an die von Russland angegriffene Ukraine grenzt, Raketenalarm ausgelöst worden. Infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine steht auch Russlands Grenzregion immer wieder unter Beschuss. Opfer und Schäden sind dabei allerdings in keiner Weise vergleichbar mit den Kriegsfolgen in der Ukraine. Kiew greift im Wesentlichen Infrastruktur der Armee oder der Energieversorgung an.
London: Fehler können fatale Folgen für Russen haben
Immer wieder gab es zuletzt auch Berichte über russische Bomber in der Region, die vermutlich wegen technischer Fehler selbst Bomben auf zivile Infrastruktur abwarfen. So soll ein russisches Flugzeug Anfang Mai versehentlich Munition auf ziviles Gebiet abgeworfen haben. Gladkow bestätigte damals die Explosion und Schäden in Belgorod, ohne die Ursache zu nennen.
Laut dem britischen Verteidigungsministerium ist dies kein Einzelfall. Bereits Mitte Februar sei eine FAB-250-Bombe in der Region Belgorod freigesetzt worden, was zur Evakuierung von 150 Bewohnern geführt habe. Es habe allein zwischen März und April dieses Jahres 20 Fälle von verirrter Munition gegeben. "Diese Vorfälle zeigen, dass Russland nach wie vor nicht in der Lage ist, seine Munition erfolgreich auf die vorgesehenen Ziele einzusetzen. Solche Fehler haben zerstörerische und tödliche Folgen für die russische Bevölkerung", heißt es in einem Geheimdienstbericht aus London.
Feuer in russischer Ölraffinerie
In Südwestrussland geriet zudem laut russischen Behörden eine Ölraffinerie nach einem ukrainischen Drohnenangriff in Brand. "In der Nacht zum 12. Mai haben die Luftverteidigungskräfte und die Kräfte der elektronischen Kriegsführung eine Drohne über dem Gebiet der Region Wolgograd abgewehrt", teilte Regionalgouverneur Andrej Botscharow bei Telegram mit.
"Der Absturz der Drohne und eine anschließende Explosion haben zu einem Feuer auf dem Gelände der Ölraffinerie in Wolgograd geführt", schrieb er weiter. Das Feuer sei gelöscht worden und es habe keine Opfer gegeben.
Die Raffinerie wird vom russischen Ölkonzern Lukoil betrieben, laut eigenen Angaben der größte Ölproduzent in Südwestrussland. Im Februar war an der Anlage nach dem Abschuss einer laut russischen Angaben ukrainischen Drohne ebenfalls ein Feuer ausgebrochen. Auch damals gab es keine Opfer.
Die Ukraine hat ihre Drohnenangriffe angesichts von fehlender Militärausrüstung und Soldaten in den vergangenen Monaten verstärkt. Die ukrainische Armee bezeichnete die Angriffe auf Energieinfrastruktur in Russland als Antwort auf russische Attacken auf Zivilisten.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts