Kurz vor Auftritt Russland greift Heimatstadt der ukrainischen ESC-Teilnehmer an
14.05.2023, 00:12 Uhr Artikel anhören
Tvorchi bei ihrem ESC-Auftritt. Die Gruppe kommt aus Ternopil, etwa 130 Kilometer südöstlich von Lwiw.
(Foto: picture alliance / empics)
Der Eurovision Song Contest hätte eigentlich im Land der Vorjahressieger stattfinden sollen, der Ukraine. Doch die verteidigt sich immer noch gegen den russischen Angriffskrieg. Kurz bevor die diesjährigen Repräsentanten der Ukraine auf die Bühne kommen, gehen Raketen auf ihre Heimatstadt nieder.
Während des Eurovision Song Contests (ESC) ist die Heimatstadt der ukrainischen ESC-Teilnehmer Tvorchi am Samstagabend von Russland angegriffen worden. Kurz vor dem Auftritt des Duos in Liverpool erschütterten Explosionen russischer Raketen die Stadt Ternopil in der Westukraine, wie der Vorsitzende des Gebietsrats, Mychajlo Holowko, mitteilte. Die Behörden riefen die Bewohner auf, Schutzräume aufzusuchen. Nach Angaben des Bezirksgouverneurs fingen unter anderem Lagerhäuser Feuer. Es gebe zwei verwundete Zivilisten.
Andrij Huzuljak und Jimoh Augustus Kehinde legten unterdessen in Liverpool einen beeindruckenden Auftritt mit einer atemberaubenden Bühnenkulisse hin. Am Ende gab es viel Applaus. Ukrainische Fahnen wurden geschwenkt. In Interviews hatten die Musiker zuvor gesagt, dass ein Sieg nicht Priorität habe. Sie wollten vielmehr die Ukraine bestmöglich repräsentieren.
Das Elektro-Duo Tvorchi wurde beim ESC zu den Favoriten gezählt, neben Schweden und Finnland. Beim ukrainischen Vorentscheid hatte es sich als Außenseiter durchgesetzt. "Heart Of Steel" (Herz aus Stahl) ist ein R'n'B-Song ohne jegliches Folklore-Element. Der Text thematisiert die Gefahr eines Atomkriegs. Für ihren Song hatten sich die beiden Musiker vom Mut der Männer inspirieren lassen, die beim ESC-Finale im vergangenen Jahr noch im ukrainischen Asow-Stahlwerk gekämpft hatten.
Die Gruppe kommentierte die Angriffe in englischer Sprache auf Instagram: "Ternopil ist der Name unserer Heimatstadt, die von Russland bombardiert wurde, während wir auf der Eurovisionsbühne über unsere stählernen Herzen, unsere Unbeugsamkeit und unseren Willen sangen. Dies ist eine Botschaft für alle Städte der Ukraine, die jeden Tag bombardiert werden. Charkiw, Dnipro, Chmelnyzkyj, Kiew, Saporischschja, Uman, Sumy, Poltawa, Winnyzja, Odesa, Mykolaiv, Tschernihiw, Cherson und alle anderen. Europa, vereinigt euch gegen das Böse, um des Friedens willen!"
Bereits voriges Jahr hatte der ESC unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gestanden. Die ukrainische Band Kalush Orchestra gewann den Wettbewerb, wegen des anhaltenden Kriegs konnte die Ukraine den ESC dieses Jahr aber nicht ausrichten.
Quelle: ntv.de, ino/dpa