Ankara brüstet sich mit Erfolgen Russland hofft auf türkische Zurückhaltung in Syrien
22.11.2022, 09:31 Uhr
Die jüngste Offensive ist die mittlerweile fünfte der Türkei in Nordsyrien.
(Foto: dpa)
Die Türkei zielt mit Luftangriffen in Syrien auf kurdische Milizen. In der Südtürkei und in Nordsyrien gibt es Tote. Die Sorge vor einer türkischen Bodenoffensive wächst. Nun schaltet sich Syriens Partner Russland in den Konflikt ein.
Nach massiven türkischen Luft- und Artillerieangriffen auf kurdische Stellungen im Norden Syriens hat Russland seine Hoffnung auf Zurückhaltung der Türkei ausgedrückt. "Wir hoffen, unsere türkischen Kollegen davon überzeugen zu können, von einer übermäßigen Gewaltanwendung auf syrisches Gebiet" abzusehen, um "die Eskalation der Spannungen zu vermeiden", sagte der Kreml-Gesandte für Syrien, Alexander Lawrentjew.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuletzt angegeben, den Einsatz von Bodentruppen im Nachbarland zu erwägen. Das Land hatte am Sonntag eine lange geplante Militäroffensive gegen kurdische Einheiten in Nordsyrien begonnen. Die Angriffe richteten sich nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums gegen Stützpunkte der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der syrisch-kurdischen Organisation YPG.
Russland habe monatelang "alles getan, um eine groß angelegte Bodenoperation zu verhindern", sagte Lawrentjew in der kasachischen Hauptstadt Astana, wo neue Verhandlungen zum Syrien-Konflikt mit Vertretern aus Russland, dem Iran und der Türkei stattfinden. Er rief alle Beteiligten zur "Fortsetzung der Arbeit" auf, um eine "friedliche Lösung zu finden, einschließlich der Kurden-Frage".
Ankara: 184 "Terroristen neutralisiert"
Die Türkei unterstützt in Syrien gegen den Machthaber Baschar al-Assad kämpfende Rebellen. Syrien und Russland hingegen sind seit Jahrzehnten miteinander verbündet. Die Verbindung zwischen beiden Staaten ist aber besonders eng, seit Moskau im Jahr 2015 an der Seite Assads militärisch in den Krieg in Syrien eingegriffen hatte. In der Folge hatte sich das Blatt zugunsten des Machthabers gewendet, dessen Truppen eine ganze Reihe von Gebieten zurückerobern konnten.
Seit Beginn der neuerlichen Militäroffensive in Syrien und im Irak seien laut türkischer Armee 184 "Terroristen neutralisiert". Den Begriff verwenden Regierung und Streitkräfte der Türkei üblicherweise auch für kurdische Gruppen, die zuletzt in beiden Nachbarländern attackiert wurden. Das türkische Verteidigungsministerium sprach in der Nacht zum Dienstag von Angriffen aus der Luft und mit landgestützten Geschützen. Die genannte Opferzahl ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte von mindestens 35 Toten infolge der neuen Militäroffensive berichtet - darunter auch Zivilisten.
Quelle: ntv.de, mba/AFP