"Mordkult der Wahnsinnigen" Russland meldet Festnahme ukrainischer Neonazis
30.03.2022, 13:34 Uhr
Der FSB will zahlreiche Unterstützer einer ukrainischen Neonazi-Gruppe festgenommen haben.
(Foto: picture alliance/dpa/FSB)
Die russische Führung um Präsident Putin begründet den Krieg in der Ukraine auch mit dem Kampf gegen die angeblichen Nazis in Kiew. Immer wieder verwenden der Staatschef und sein engster Zirkel eine entsprechende Rhetorik. Nun soll ein Schlag gegen eine Neonazi-Gruppe gelungen sein.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben 60 Unterstützer einer ukrainischen Neonazi-Gruppe festgenommen. Zudem seien bei der Aktion in 23 Regionen in ganz Russland Waffen beschlagnahmt worden, berichten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf den FSB. Es handele sich um Angehörige der Gruppe MKU. Das Staatsfernsehen hatte im Dezember berichtet, die Abkürzung stehe für "Maniacs. Cult of Murder" (Mordkult der Wahnsinnigen). Schon damals waren 106 Mitglieder der Gruppe festgenommen worden.
Die Gruppe wurde laut FSB von einem Ukrainer unter dem Schutz ukrainischer Geheimdienste gegründet. Aus Russland hieß es laut des Portals Euronews nach der ersten großen Festnahme-Aktion, dass die überwiegend jungen Mitglieder der Organisation Anschläge und Massenmorde im Land geplant hätten. Dabei sollen zwei Männer auch Bildungseinrichtungen ins Visier genommen haben. Der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) hatte die Anschuldigungen aus Russland von sich gewiesen und jede Verwicklung bestritten.
Für Russland liefert die angebliche Festnahme neue Argumente, um den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. Die Führung in Moskau hat ihre als Sondereinsatz bezeichnete Invasion des Nachbarlandes schließlich mit dem Ziel begründet, die Ukraine zu demilitarisieren und zu entnazifizieren. Vor wenigen Tagen hatte Außenminister Sergej Lawrow die Rhetorik eskaliert.
"Totaler Krieg"-Rhetorik aus Russland
"Heute haben sie uns einen echten hybriden Krieg erklärt, den totalen Krieg", sagte er am vergangenen Freitag bei einer Sitzung mit Vertretern einer Diplomatie-Stiftung der Staatsagentur Tass zufolge. "Diesen Begriff, der in Hitler-Deutschland verwendet wurde, sprechen jetzt europäische Politiker aus, wenn sie davon sprechen, was sie mit der Russischen Föderation tun wollen." Die tatsächliche Verwendung des Begriffs durch namhafte EU-Politiker war und ist indes nicht bekannt.
Derweil sucht Russland an allen Fronten nach Belegen für die Kriegsgründe: So waren zuletzt auch die Kämpfer des berüchtigten Asow-Regiments ins Zentrum gerückt. Während Russland die Kampftruppe als "faschistisch" brandmarkt, werden die Mitglieder des Regiments seit Beginn der russischen Ukraine-Invasion von vielen Ukrainern gefeiert. Experten warnen vor einem Schwarz-weiß-Denken mit Blick auf das Regiment.
Verwurzelt ist das früher als Asow-Bataillon bekannte Regiment in der seit Wochen von der russischen Armee belagerten Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer. Als Russland zwei Wochen nach Beginn seines Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar eine Geburtsklinik in Mariupol bombardierte, begründete der Kreml dies damit, dass sich Mitglieder des Asow-Regiments "und andere Extremisten" in dem Gebäude verschanzt hätten.
Quelle: ntv.de, tno/rts/AFP/dpa