Ex-Häftlinge an Frontlinie? Russland verstärkt dritte Verteidigungslinie bei Tokmak
14.09.2023, 07:43 Uhr Artikel anhören
Die Ukraine kämpft sich im Süden der Front bei Robotyne durch die starken Verteidigungslinien der russischen Streitkräfte. Diese verstärken ihre Reihen nun, berichtet ein ukrainischer Bürgermeister. Russland soll zudem Ex-Häftlinge einsetzen, um die Frontlinie zu halten.
Die russischen Streitkräfte haben damit begonnen, die "dritte Verteidigungslinie" in den von Russland besetzten Gebieten der Oblast Saporischschja zu verstärken, sagt der im Exil lebende Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fjodorow. Die Ukraine treibt an der Südfront bei Robotyne in Richtung Melitopol ihre Offensive voran. Die russischen Truppen versuchen deshalb, die "tiefe Rückseite" ihrer Verteidigung an der südlichen Frontlinie zu verstärken, auch wenn sie behaupten, die Gegenoffensive der Ukraine sei bereits gescheitert, so Fjodorow.
Zu den von Russland ergriffenen Maßnahmen gehören neue Schützengräben um Polohy, das derzeit etwa 15 Kilometer von der Frontlinie entfernt ist, sowie Panzersperren und Straßensperren in Dörfern bei Tokmak. Die Stadt liegt etwa 20 Kilometer südwestlich von Robotyne, einer Siedlung in Saporischschja, die Ende August befreit wurde. Die Ukrainer haben dort die erste Gefechtsvorpostenlinie durchbrochen und stehen nun an der ersten Verteidigungslinie. Dort hätten sie bereits "den Fuß in der Tür", sagt Oberst Markus Reisner ntv.de.
Russland hat schon vor mehreren Tagen damit begonnen, Reserven an die Front in Saporischschja zu verlegen. "Teile der 76. Garde-Luftsturmdivision haben nordöstlich von Tokmak bereits Stellungen bezogen, und weiteres schweres Gerät der 41. Armee ist im Anlauf", so Reisner. "Zum anderen versuchen sie, durch Artillerie und weitreichenden Kamikaze-Drohnen, die Versorgungsstränge der Ukraine in der Tiefe hinter Robotyne zu unterbrechen, damit sie nicht in der Lage ist, die Offensivführung weiter zu nähren."
Bürgermeister Fjodorow berichtet zudem, dass das russische Militär ehemalige Gefangene einsetzt, um die Frontlinie um Robotyne zu halten, die ein starker Punkt des ersten Hauptverteidigungsgürtels war, den die russischen Streitkräfte errichtet hatten. Die ukrainischen Streitkräfte haben in der vergangenen Woche 4,8 Quadratkilometer Land an der Südfront von den russischen Truppen zurückerobert, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maliar zuvor. Insgesamt hätten die ukrainischen Streitkräfte seit Beginn der groß angelegten Invasion 256,5 Quadratkilometer Land an der Südfront zurückerobert, die das Gebiet Saporischschja und einen Teil des Gebiets Donezk umfasst.
Quelle: ntv.de, vmi