"In alle Richtungen" Russland weitet Offensive in der Ukraine aus
26.02.2022, 17:14 Uhr
Die russische Armee ist Beobachtern zufolge auf mehr Gegenwehr gestoßen als der Kreml erwartet hatte.
(Foto: REUTERS)
Der russische Angriff auf die Ukraine führt nicht so schnell zum Erfolg, wie Putin es sich erhofft hat. Der Kreml will nun seine Angriffe intensivieren. Zur Begründung gibt Moskau an, die Ukraine verweigere sich Gesprächen. Kiew weist diese Darstellung vehement als Lüge zurück.
Russland hat am Samstagabend eine Ausweitung seiner Militäroffensive in der Ukraine angekündigt. Den Streitkräften sei befohlen worden, nunmehr "die Offensive in alle Richtungen zu erweitern", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Begründet wurde der Befehl damit, dass die Ukraine Verhandlungen mit Russland abgelehnt habe. "Nachdem die ukrainische Seite einen Verhandlungsprozess abgelehnt hat, haben heute alle Einheiten den Befehl erhalten, den Vormarsch in alle Richtungen auszudehnen", sagte der russische Armeesprecher Igor Konaschenkow.
Die ukrainische Führung wies die Vorwürfe aus Moskau zurück, Friedensverhandlungen abgesagt zu haben. Präsidentenberater Mychajlo Podolak warf der russischen Regierung Lügen vor. "Ihre Kommentare, dass wir Verhandlungen abgesagt hätten, sind lediglich Teil ihrer Taktik", sagte Podolak. "Sie scheinen die Verhandlungen in eine Sackgasse lenken zu wollen, bevor sie überhaupt begonnen haben."
Podolak forderte, Gespräche müssten eine "ehrliche Lösung" im Interesse der Ukrainer und der ukrainischen Staatlichkeit ergeben. Podolak kritisierte auch Kreml-Angaben, denen zufolge Russland seine Offensive am Freitagabend angesichts erwarteter Verhandlungen ausgesetzt habe. Die Realität habe gezeigt, dass dies eine Lüge sei. "Die Kämpfe waren brutal, mit maximaler Intensität. Gerade weil Präsident (Wolodymyr) Selenskyj kategorisch inakzeptable Bedingungen und Ultimaten für die Ukraine ablehnt. Nur vollwertige Verhandlungen."
Westliche Beobachter attestierten der russischen Offensive eine geringere Durchschlagskraft, als der Kreml sich erhofft habe. Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte, besonders im Norden stießen russische Truppen nicht so rasch vor, wie sie geplant hätten. Der US-Vertreter sagt weiter, die USA hätten 250 Starts russischer Raketen beobachtet. Russland setze bei der Invasion mehr als die Hälfte der Truppen ein, die in die Region rund um die Ukraine verlegt worden seien.
Quelle: ntv.de, jog/AFP/dpa/rts