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Erneut Festnahmen bei Protesten Russlands Frauen werden immer mutiger

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Ob zum Gedenken für Kreml-Gegner Nawalny oder beim Protest für die Rückkehr von Soldaten: Die Frauen in Russland demonstrieren weiter.

Ob zum Gedenken für Kreml-Gegner Nawalny oder beim Protest für die Rückkehr von Soldaten: Die Frauen in Russland demonstrieren weiter.

(Foto: AP)

Seit Monaten demonstrieren Frauen in Russland für eine Rückkehr ihrer Männer aus dem Krieg und legen Blumen nieder. Obwohl es zuletzt Festnahmen gab - und nach dem Nawalny-Gedenken sogar viele Verurteilungen - machen sie auch am Jahrestag der Ukraine-Invasion weiter und beweisen damit immer größeren Mut.

Bei einer Protestaktion von Angehörigen russischer Soldaten am zweiten Jahrestag der russischen Offensive in der Ukraine sind in Moskau erneut mehrere Menschen festgenommen worden, darunter auch Journalisten. In Videos der unabhängigen Medien Sota und Sotavision war auf Telegram zu sehen, wie Polizisten die Menschen abführten. Zwei der Festgenommenen trugen gelbe Westen mit der durchgestrichenen Aufschrift "Presse".

Laut Sotavison sind unter den Festgenommen zwei ihrer Reporter. Eine Frau in einer "Presse"-Weste fragt in einem Video: "Warum haltet ihr mich fest?" In einem anderen Video weist ein Polizist eine Journalistin an, ihre Kamera auszuschalten, und droht mit strafrechtlichen Konsequenzen. Die Protestteilnehmerin Nadeschda sagte Sota, sogar das Niederlegen von Blumen sei "heutzutage Ausdruck einer Haltung, die gewisse Risiken" berge. Zuvor hatte es schon anlässlich des Gedenkens zum Tod von Kreml-Gegner Nawalny Hunderte Festnahmen und auch Verurteilungen in Russland gegeben.

Die Frauen und Partnerinnen von in der Ukraine eingesetzten Soldaten demonstrieren als Teil der Frauenorganisation "Put Domoi" (russisch: "Weg nach Hause") seit mehreren Wochen auf dem Roten Platz in Moskau für die Rückkehr ihrer Angehörigen. Die Organisation hatte in Onlinenetzwerken zu Protesten am Mittag in mehreren russischen Städten aufgerufen.

Frauen versammeln sich regelmäßig an der Kreml-Mauer und legen symbolisch Blumen am Grab des unbekannten Soldaten nieder. Seit Monaten wächst die Wut der Angehörigen von Reservisten, die Präsident Wladimir Putin im September 2022 mobilisiert hat.

Kreml fürchtet sich vor größerer Bewegung

In Jekaterinburg am Uralgebirge wurden vor zwei Wochen fünf Personen während der Niederlegung von Blumen an einem Soldatendenkmal von Polizisten in Zivil abgeführt, berichtete die Bürgerrechtsplattform OWD-Info. In Moskau nahm die Polizei nach Informationen des Internetportals Sota damals zwei Journalisten auf das Revier mit. Beide wurden kurz darauf wieder freigelassen. Auch in der Woche zuvor gab es Festnahmen von Journalisten.

Die Frauen-Initiative ist für die Behörden äußerst heikel - offenbar wollen sie weitere Unruhe durch Festnahmen vermeiden. Die russischen Staatsmedien haben den Protest der Frauen bisher weitgehend ignoriert. In Russland gab es Ende der 80er und über die 90er einst eine starke Bewegung der Soldatenmütter, welche gegen die Behandlung ihrer Söhne in der Armee protestierten. "Das war eine starke soziale Bewegung und das will man ganz offensichtlich hier vom Kreml aus unterdrücken und es gar nicht erst so weit kommen lassen", sagte ntv.de-Reporter Rainer Munz über die Festnahmen von Journalisten.

Quelle: ntv.de, rog/AFP

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