Politik

"Es reicht mit den Shitstorms" SPD-Politiker Geisel löscht umstrittenen Blog-Beitrag

Thomas Geisel macht deutlich, dass er eine persönliche, keine Parteimeinung geäußert hat.

Thomas Geisel macht deutlich, dass er eine persönliche, keine Parteimeinung geäußert hat.

(Foto: dpa)

Der frühere Düsseldorfer OB Thomas Geisel zieht seinen Meinungsbeitrag zum Ukraine-Krieg zurück. Damit gibt der SPD-Politiker dem Druck aus seiner Partei nach, die in NRW im Wahlkampf steht. Geisel verteidigt jedoch seinen Text und veröffentlicht einen neuen Text: "Es reicht - auch mit den Shitstorms!"

Düsseldorfs ehemaliger Oberbürgermeister Thomas Geisel hat einen umstrittenen Blogbeitrag zum Krieg gegen die Ukraine von seiner Internetseite entfernt. Er komme damit einer Bitte des nordrhein-westfälischen SPD-Chefs Thomas Kutschaty nach, weil der Beitrag in den sozialen Medien zum Anlass genommen worden sei, gegen die SPD zu polemisieren, erklärte Geisel. Er betonte, dass er kein SPD-Mandat mehr habe und sein Beitrag "offensichtlich" keine Partei-, sondern seine persönliche Auffassung wiedergegeben habe.

Kutschaty hatte am Sonntag mitgeteilt, dass er Geisel telefonisch gebeten habe, den Beitrag noch am gleichen Tag zurückzuziehen. Kutschaty - auch Spitzenkandidat der SPD zur Landtagswahl am 15. Mai - warf Geisel vor, die Kriegsverbrechen im ukrainischen Butscha zu relativieren. Geisel löschte den Beitrag in der Nacht zu Montag und lud einen neuen Artikel mit dem Titel "Es reicht - auch mit den Shitstorms!" hoch.

Geisel verteidigt darin seine Positionen, räumt aber auch ein: "Der Überfall auf die Ukraine ist ein Verbrechen, und Gräueltaten bleiben Gräueltaten; Vergleiche mit noch monströseren Verbrechen und Opferzahlen sind da wohl in der Tat nicht angebracht."

Geisel hatte in dem inzwischen gelöschten Beitrag geschrieben: "410 Zivilisten sind - nach ukrainischen Angaben - den Gräueltaten von Butscha zum Opfer gefallen. Selbstverständlich ist jedes zivile Opfer eines Krieges eine Tragödie und eines zu viel. Aber werden durch die ukrainische Genozid-Rhetorik nicht letztlich die Kriegsverbrechen von Srebrenica, My Lai und Babiyar (Babyn Jar), um nur einige zu nennen, und vielleicht auch die Bombennacht von Dresden, der angeblich 30.000 Menschen zum Opfer fielen, bagatellisiert?"

Der zurückgezogene Blog-Beitrag war bereits vor mehreren Tagen veröffentlicht und erst am Wochenende zum Debattenthema geworden, nachdem unter anderem der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk bei Twitter reagierte. Zuvor hatte der CDU-Politiker Ruprecht Polenz getwittert: "Erst Schröder, dann Schwesig, jetzt Geisel. Ich hätte es für ausgeschlossen gehalten, dass sich ein führender SPD-Politiker wie der ehemalige Oberbürgermeister von Düsseldorf in dieser Weise zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine äußert."

Geisel war von 2014 bis 2020 Oberbürgermeister von Düsseldorf. 2020 wurde der CDU-Politiker Stephan Keller zum OB gewählt.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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