"Umdenken dringend nötig" SPD sagt Wochenendarbeit den Kampf an
22.12.2019, 21:37 Uhr
Das Ausmaß der "Erwartungen der Konsumgesellschaft an die Verfügbarkeit menschlicher Arbeit rund um die Uhr" heißt Norbert Walter-Borjans nicht gut.
(Foto: picture alliance / Bernd Wüstnec)
Gerade endet das vierte Adventswochenende. Am letzten Sonntag vor Weihnachten machen viele Geschäfte noch einmal Umsatz. Millionen Menschen müssen dafür zur Arbeit. Wohl platziert daher der Vorstoß des neuen SPD-Chefs Walter-Borjans: Er fordert engere Grenzen für die Arbeit am Wochenende.
Der neue SPD-Co-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans fordert strengere Bestimmungen über Wochenendarbeit. "Die Erwartungen der Konsumgesellschaft an die Verfügbarkeit menschlicher Arbeit rund um die Uhr haben ein Ausmaß angenommen, das ein Umdenken dringend notwendig macht", sagte der SPD-Vorsitzende der "Süddeutschen Zeitung". Die SPD wolle erreichen, dass Wochenendarbeit die "strikte Ausnahme" bleibe und nicht zur Regel werde. "Da, wo sie unumgänglich ist, muss sie hoch vergütet werden", sagte Walter-Borjans.
Die Zeitung zitiert Angaben des Statistischen Bundesamts, nach denen 2018 rund jeder dritte Erwerbstätige an mindestens einem Samstag im Monat gearbeitet habe - insgesamt 14,7 Millionen Menschen. Fast sieben Millionen gingen an mindestens zwei Samstagen im Monat arbeiten. 3,4 Millionen Erwerbstätige arbeiten demnach sogar jeden Samstag. An mindestens einem Sonn- oder Feiertag im Monat sind 8,5 Millionen Menschen im Dienst, 3,7 Millionen von ihnen an mindestens zwei Sonn- oder Feiertagen im Monat. Besonders betroffen von Wochenendarbeit seien befristet Beschäftigte und ausländische Erwerbstätige.
Walter-Borjans machte sich in der "Süddeutschen Zeitung" auch für ein Recht auf Homeoffice und Nichterreichbarkeit stark. "Es wird Zeit, dass die Digitalisierung nicht mehr nur dem Arbeitgeber nutzt, sondern auch den Menschen hilft", sagte er. "Das ist eine Sache des Gesetzgebers, aber auch der Erwartungshaltung jeder und jedes Einzelnen." Auf Vieles könne die Gesellschaft gleichwohl auch an Wochenenden nicht verzichten. Etwa auf Polizei, medizinische Notfallversorgung, Kultur und Gastronomie.
Karl-Josef Laumann, Chef des CDU-Arbeitnehmerflügels, sagte der Zeitung, dass die Regierung ohnehin wieder restriktiver mit Genehmigungen für Sonntagsarbeit in Bereichen umgehe, in denen diese nicht zwingend notwendig sei. "Nur zur besseren Kapazitätsauslastung oder um zum Beispiel im Onlinehandel Bestellungen schneller zuzustellen, darf der verfassungsrechtliche Sonntagsschutz nicht ausgehebelt werden", sagte Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister. Im Gesundheits- und Pflegebereich gebe es hingegen derzeit einen Stellenzuwachs "und damit eine gerechtfertigte Zunahme der Sonntagsarbeit".
Quelle: ntv.de, jog