Politik

"Wir sollten restriktiv bleiben" Saarland gegen weitreichende Lockerungen

Er selbst würde sich mit dem Vakzin von Astrazeneca impfen lassen - Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans.

Er selbst würde sich mit dem Vakzin von Astrazeneca impfen lassen - Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans.

(Foto: Oliver Dietze/dpa/Archivbild)

Vor dem Bund-Länder-Gipfel spricht sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans gegen weitere Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen aus. Zugleich fordert er mehr Impfstoff für sein Bundesland: Als Grenzregion sei das Saarland besonders gefährdet.

Mit Blick auf die anstehenden Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Krise hat sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans gegen Forderungen nach weitreichenden Lockerungen ausgesprochen. "Wir sollten restriktiv bleiben", sagte er dem Magazin "Spiegel". Es gebe bei den Infektionen bereits die dritte Welle, "das ist eine neue Pandemie in der Pandemie".

Da zugleich die Impfkurve nur langsam ansteige, "müssen wir auch die Kurve der Neuinfektionen flachhalten", mahnte der CDU-Politiker. Ohne Tests könne man "nur das ermöglichen, was absolut notwendig ist".

Zuvor hatte bereits die Initiative "NoCovid", hinter der Experten wie Ifo-Chef Clemens Fuest und die Virologin Melanie Brinkmann stehen, vor den Gefahren durch weitere Lockerungen von Corona-Maßnahmen gewarnt. In einem Papier fordert die Gruppe eine umfassende Testoffensive. So sollten nicht nur Lehrer und Lehrerinnen überall zweimal die Woche getestet werden, sondern ebenso Kita-Kinder und Kita-Personal. Das Gleiche gilt auch für Beschäftigte, die nicht im Homeoffice sind, sowie in Behörden und in Flüchtlingsunterkünften.

Hans fordert Umverteilung von Impfstoff

Hans plädiert zudem dafür, dass sein Bundesland wegen seiner Grenzlage mehr Impfstoff zugeteilt bekommt als andere Bundesländer. "Wir sollten in jenen deutschen Grenzregionen, in denen es Infektionseinträge aus den Nachbarstaaten gibt, das Impftempo nach oben fahren", sagte er dem "Spiegel". Dies solle beispielsweise auch für Grenzgebiete Bayerns und Sachsens gelten.

In dem an das Saarland grenzenden französischen Département Moselle ist die als besonders gefährlich geltende südafrikanische Virus-Mutation stark verbreitet. Gleiches gilt für das österreichische Bundesland Tirol. In Tschechien sind generell die Infektionszahlen sehr hoch. "Dort, wo hohe Ausbruchsherde sind, sollten wir mehr und gezielt impfen", sagte Hans dazu. Wegen besonders ansteckenden Virus-Varianten gelten an den Grenzen zu Tschechien und Tirol derzeit verschärfte Einreiseregelungen.

Gegenüber dem "Spiegel" sagte Hans, dass der Anteil der südafrikanischen Corona-Variante im Saarland bereits "deutlich über Bundesdurchschnitt" liege. Er verwies darauf, dass der französische Staat den Menschen in dem besonders betroffenen Département vermehrt Impfstoff zur Verfügung stelle, der aus anderen Regionen umverteilt werde.

Impfreihenfolge soll beibehalten werden

Der Ministerpräsident wandte sich zugleich gegen Forderungen, bei dem von Akzeptanzproblemen betroffenen Impfstoff von Astrazeneca von der geltenden Prioritätenfolge abzuweichen. "Astrazeneca ist hochwirksam", sagte der CDU-Politiker. Eine Auflösung der Impfreihenfolge würde zu einem "Impfchaos" führen. Hans betonte, auch er selbst würde sich mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen, "aber erst, wenn ich an der Reihe bin".

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Für eine Lockerung der Impfreihenfolge hatte sich zuletzt unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ausgesprochen. Gegenüber der "Bild am Sonntag" schlug der CSU-Politiker vor, Hunderttausende ungenutzte Dosen aus den Depots der Bundesländer zur Impfung für alle freizugeben. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert, Astrazeneca sofort für alle Menschen unter 65 in den drei Prioritätengruppen zur Verfügung zu stellen. Ebenso sprach sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann dafür aus, den Zugang zu Impfstoff für alle Bevölkerungsgruppen zu öffnen, solange einige Vakzine auf Vorbehalte stoßen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt das Mittel bisher nur für Menschen unter 65 Jahren, hat aber angekündigt, ihre Empfehlung rasch zu ändern.

Quelle: ntv.de, mbe/dpa/AFP

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