Politik

Neuen Umgang mit Russland finden Sachsens Länderchef Kretschmer lehnt Gas-Boykott ab

Hat die wirtschaftlichen Folgen des Gas-Boykotts im Blick: Michael Kretschmer.

Hat die wirtschaftlichen Folgen des Gas-Boykotts im Blick: Michael Kretschmer.

(Foto: dpa)

Während sich viele Politiker gegen weitere Gaslieferungen aus Russland aussprechen, befürchtet Sachsens Ministerpräsident Kretschmer verheerende Folgen für die Wirtschaft. Entsprechend stellt er sich gegen einen Boykott und nennt perspektivische Gründe.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer lehnt einen Boykott von Gas aus Russland weiter ab. "Die zerstörerische Wirkung dieser extrem hohen, völlig außer Rand und Band geratenen Energiepreise auf die deutsche Volkswirtschaft, auf die europäische Volkswirtschaft, auf uns alle als Verbraucher, die wäre so verheerend, dass man diesen Weg nicht gehen kann", sagte der CDU-Politiker im ZDF.

Wenn Deutschland aus den vergleichsweise günstigen Lieferverträgen mit Russland ausstiege, müssten neue Verträge zu viel schlechteren Konditionen geschlossen werden. Die russischen Verträge seien bei rund 20 Euro pro Megawattstunde ausgehandelt worden, der aktuelle Marktpreis liege bei rund 200. Auch diese Geschichte müsse erzählt werden, betonte der 46-Jährige.

Kretschmer warb auch dafür, einen neuen Umgang mit Russland zu finden. Man müsse sich darauf einstellen, dass Russland auch die nächsten Jahrzehnte möglicherweise ein Regime haben werde, das nicht mit europäischen Werten arbeitet. "Ein Russland, was überhaupt keine Handelskontakte, was keine Abhängigkeit von Europa hat, was nicht auf uns bezogen sein wird, ist sicherlich nicht verlässlicher." Die Abhängigkeit müsse reduziert, es dürfe aber nicht alles zerschlagen werden.

USA erlassen Importverbot für Öl aus Russland

Die USA hatten als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine am Dienstag ein Importverbot für Öl aus Russland erlassen. Auch Großbritannien will seine Öl-Importe aus Russland bis Jahresende zunächst senken und dann kein Öl mehr von dort importieren.

Russland hatte infolge der Sanktionen angedroht, die Erdgasversorgung über die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland zu kappen. Ein "Embargo für den Gastransport durch die Nord Stream 1 Gaspipeline" wäre angesichts der "unbegründeten Anschuldigungen gegen Russland bezüglich der Energiekrise in Europa und des Verbots von Nord Stream 2" gerechtfertigt, hieß es in einer Erklärung von Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak. "Aber bislang haben wir das nicht beschlossen." Die Pipeline Nord Stream 1 ist seit Langem ein wichtiger Strang für die Gasversorgung Deutschlands.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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