Politik

Kandidatur mit Trumps Segen Schafft es Nikki Haley ins Weiße Haus?

Nikki Haley im Weißen Haus - während Donald Trumps Präsidentschaft.

Nikki Haley im Weißen Haus - während Donald Trumps Präsidentschaft.

(Foto: REUTERS)

Es ist ein schmaler Grat, auf dem die frühere Gouverneurin und UN-Botschafterin Nikki Haley die US-Präsidentschaftswahl 2024 erreichen will. Viel dürfte davon abhängen, wie bei den Republikanern die Zeichen der Zeit stehen.

Donald Trump ist nicht mehr allein. Der Ex-Präsident hatte im vergangenen Jahr als erster verkündet, erneut ins Weiße Haus einziehen zu wollen. Nun bekommt er altbekannte Gesellschaft: Nikki Haley hat offiziell verkündet, US-Präsidentin werden zu wollen. Das kommt nicht überraschend, ist aber angesichts der Umstände gewagt. Trotz ihrer Konkurrenz zu Trump hat die Republikanerin - ungewöhnlich genug - keinen schlechten Draht zu ihm.

Lange blieb Haley nicht auf ihrem Botschafterposten bei den Vereinten Nationen - aber sie ging im Guten.

Lange blieb Haley nicht auf ihrem Botschafterposten bei den Vereinten Nationen - aber sie ging im Guten.

(Foto: REUTERS)

Die 51-Jährige ist national wie international ein bekanntes Gesicht. Sechs Jahre lang war sie Gouverneurin des Bundesstaats South Carolina. Haley sprach sich gegen Trump als Präsident aus, wurde von ihm aber trotzdem als Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen berufen. Als sie im Amt war, zogen sich die Vereinigten Staaten etwa aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurück, das höchst unbeliebt unter Republikanern war.

Zum Jahresende 2018 gab Haley aus eigener Initiative ihren Posten ab, während Trump in seiner Amtszeit andere Verantwortliche im Akkord feuerte. Womöglich ist dies auch der Grund, warum sie sich nie mit ihm überwarf: Sie hatte dem Präsidenten ihren Schritt monatelang vorher angekündigt und ging im Guten.

Schwammige Versprechen

"Es ist Zeit für eine neue Generation der Führung", begründete Haley ihre Bewerbung um die Kandidatur der Konservativen in einem Video, und spielte damit auf das hohe Alter sowohl des 76-jährigen Trump, als auch des 80-jährigen Präsidenten Joe Biden an. Bidens Bilanz sei "bodenlos", das "Washington Establishment" habe die US-Amerikaner "wieder und wieder und wieder und wieder enttäuscht". Ihre Versprechen sind schwammig: "fiskalische Verantwortung", dazu "sichere Grenzen" und "das Land stärken". Es sind republikanische Grundpositionen.

Haleys Aufgabe wird sein, sich vor und während der Vorwahlen 2024 von ihren Konkurrenten abzuheben. Dazu zählen aller Voraussicht nach Floridas Gouverneur Ron DeSantis und Mike Pence, Vizepräsident unter Trump. Beide haben ihren Einstieg ins Rennen noch nicht verkündet, werden aber als Bewerber um die Kandidatur gehandelt. Viele weitere werden laut US-Medien ihre Bewerbung abgeben. Haley vermittelt den Eindruck einer anpassungsfähigen Frau außerhalb der Elite, die sich mit politischer Erfahrung in der Mitte der polarisierten Debatte in den USA positionieren wird. Dazu passt ihre Vorgeschichte.

So änderte Haley etwa ihre Haltung nach dem rassistischen Attentat in Charleston im Jahr 2015. Da stürmte Dylann Roof in die Bibelstunde einer Gemeinde der Stadt und erschoss neun Schwarze, weil er einen Rassenkrieg anzetteln wollte. Das Symbol der Unterdrückung, eine Südstaatenflagge, vor dem Parlament, die Haley vorher befürwortete, wurde wenige Wochen später für immer eingeholt.

"Die vorbeifahrenden Menschen spüren Verletzung und Schmerz. Niemand sollte Schmerz spüren", sagte Haley dazu. Die Flagge habe keinen Platz an einem Ort, der alle in South Carolina repräsentieren sollte. Haley ist die Tochter indischer Einwanderer. Vor ihrer politischen Karriere betrieb sie im ländlichen South Carolina ein erfolgreiches Bekleidungsgeschäft. In ihrer Amtszeit als Gouverneurin wurde der Bundesstaat wegen des starken Industriewachstums auch als "Beast from the Southeast" gelobt.

In ihrem Video unkt Haley nun, "die sozialistische Linke" sehe eine Möglichkeit, "die Geschichte neu zu schreiben". Währenddessen ziehen Fotos der Demokraten wie Biden, der Vizepräsidentin Kamala Harris, des Senators Bernie Sanders sowie von Nancy Pelosi vorbei, frühere Mehrheitsführerin im Repräsentantenhaus und Hassfigur für viele Republikaner. Es blendet über in ein Porträt des chinesischen Präsidenten Xi Jinping. "China und Russland denken, sie könnten uns schikanieren und treten", aber sie lasse sich das nicht gefallen. "Aber ein Tritt zurück schmerzt mehr, wenn man Absätze trägt", sagt sie lächelnd.

"Nikki muss ihrem Herzen folgen"

Bei einem Telefonat hatte Trump ihr den Segen für eine Bewerbung gegeben, obwohl das bedeutet, dass sie mit ihm konkurrieren wird. "Nikki muss ihrem Herzen folgen, nicht ihrem Ehrgefühl", stichelte er lediglich ein bisschen. "Sie sollte sich unbedingt bewerben!" Haley selbst hatte gesagt, sie würde eine Kandidatur Trumps unterstützen. Doch letztlich entschied sie sich für eine frühe Bewerbung, um genügend Aufmerksamkeit zu erhalten, wie ein Mitarbeiter sagte. In ihrem Heimatstaat South Carolina gucken sich Republikaner schon länger nach Alternativen zu Trump um. Als der im Januar dort einen Wahlkampfauftritt hatte, ließ sich Haley nicht blicken.

Der Ex-Präsident geht womöglich davon aus, dass Haley eine andere Zielgruppe anspricht als er. Umfrageergebnisse unter wahlberechtigten Republikanern waren kurz vor Haleys Verkündung klar: 43 Prozent sprachen sich für Trump als erneuten Kandidaten 2024 aus, 31 Prozent für DeSantis und 7 Prozent für Pence. Nur 4 Prozent entschieden sich für Haley. Eine andere Umfrage fragte nach einem Dreikampf ohne Pence. Haley würde darin Trump zum Vorwahlsieg verhelfen, weil dessen Basis treu bleiben, aber ein Teil von DeSantis' Unterstützern zu ihr überlaufen würde.

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Ihre Anpassungsfähigkeit an die politischen Umstände kann sowohl Vorteil als auch Nachteil sein, wenn es ab Ende des Jahres in die heiße Wahlkampfphase geht. So kritisierte Haley etwa die Wahlleugner aus Trumps Lager, die Bidens Sieg für Betrug halten. Trotzdem unterstützte sie mehrere solcher Kandidaten der Republikaner.

Viel dürfte also davon abhängen, wie im kommenden Jahr die Zeichen der Zeit stehen. Wollen die Republikaner zurück zur Polarisierung unter Trump? Einen bedächtigen Konservativen wie Pence? Einen rationalen Kulturkämpfer wie DeSantis? Jemand anderen? Haley versucht, sich irgendwo dazwischen als beste Alternative zu präsentieren. Ist dies zu beliebig, wird sie für die Republikaner womöglich nicht greifbar genug sein.

Quelle: ntv.de

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