Probefahrt auf Hilfskorridor Schiff mit Gaza-Hilfen fertig beladen - aber ohne Zielhafen
10.03.2024, 16:37 Uhr Artikel anhören
Schlepper und Plattform sind nun fertig beladen. Wie die Hilfsgüter die Not leidende Bevölkerung des Gazastreifens erreichen sollen, ist aber noch unklar.
(Foto: dpa)
Der Hafen von Larnaka auf Zypern liegt 400 Kilometer von Gaza entfernt. Auf der nicht ungefährlichen Strecke soll nun ein Schlepper mit einer Plattform 200 Tonnen Hilfsgüter transportieren. Wie diese entladen werden, ist offen.
Das Schiff "Open Arms" der gleichnamigen spanischen Hilfsorganisation ist mit Hilfsgütern für den Gazastreifen fertig beladen und soll so bald wie möglich aus dem zyprischen Hafen von Larnaka in See stechen. Wegen "technischer Themen" laufe das Schiff allen Anzeichen nach aber wohl erst am Montagmorgen aus dem zyprischen Hafen Larnaka aus, berichtete der zyprische Rundfunk (RIK) am Abend. Rund 200 Tonnen Trinkwasser, Medikamente und Lebensmittel seien geladen, so ein Sprecher der zyprischen Regierung.
Es handele sich um eine Probefahrt entlang der Route eines geplanten Hilfskorridors, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis am Freitag angekündigt hatten. Zuvor hatte von der Leyen die Anlagen im Hafen inspiziert, die die kleine EU-Republik für die Hilfslieferungen verschiedener Staaten und Organisationen zur Verfügung stellt.
Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Diese Fahrt ist nicht ungefährlich: Im östlichen Mittelmeer wehen nämlich oft starke Winde. Die "Golden Arms" - ein umgebauter Schlepper - wird hinter sich eine Plattform ziehen. Auf dieser befindet sich der größte Teil der Hilfsgüter, wie zyprische Medien berichteten. Die EU-Inselrepublik Zypern wird bis zu dem Punkt verantwortlich sein, an dem das Schiff zyprische Hoheitsgewässer verlässt. "Danach wird das Schiff durch Satelliten und Radars anderer Akteure überwacht", sagte der Regierungssprecher.
US-Militär plant temporären Hafen
Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor der Küste des Gazastreifens seine Fracht löschen soll, ist unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große Herausforderung, weil es nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau nach US-Angaben aber zwei Monate dauern wird.
Die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen spitzt sich seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt am Nötigsten. Auslöser des Gaza-Kriegs war ein Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei rund 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Auf palästinensischer Seite wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 31.000 Menschen getötet. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Quelle: ntv.de, chl/dpa