Drohende Hungersnot in Gaza Israel erlaubt Gaza-Hilfslieferungen über den Seeweg
06.03.2024, 15:53 Uhr Artikel anhören
Wegen geschlossener Grenzübergänge und Plünderungen will Israel Lieferungen von Hilfsgütern erstmals über den Seeweg ermöglichen.
(Foto: dpa)
UN-Vertreter warnen aufgrund der mangelnden Versorgungslage in Gaza vor einer drohenden Hungersnot. Viele Grenzübergänge sind abgesperrt. Hilfsgüter über den Landweg in die Region zu bringen, ist auch wegen Plünderungen schwierig. Erstmals will Israel Lieferungen über den Seeweg ermöglichen.
Israel will einem Medienbericht zufolge erstmals seit Kriegsbeginn die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf dem Seeweg erlauben. Dafür habe die Regierung eine entsprechende Vereinbarung mit nicht näher benannten internationalen Institutionen getroffen, berichtete die Zeitung "Haaretz". Pläne für Hilfstransporte per Schiff bestätigte auch ein Sprecher der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.
Konkret geht es dem Bericht zufolge um Güter, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert werden. Diese sollen demnach ab Sonntag über das Mittelmeer in das Küstengebiet gebracht werden. Die Schiffe würden dazu in Zypern beladen und von israelischen Behörden kontrolliert. Die Organisation World Central Kitchen (WCK) solle die Hilfsgüter dann vor Ort mithilfe von Luftkissenfahrzeugen zu einem von der israelischen Armee kontrollierten Dock bringen.
Kommissionspräsidentin Von der Leyen wird nach Angaben ihres Sprechers am Donnerstagabend und Freitag auf Zypern sein und dort auch den Hafen von Larnaka besuchen. Von diesem aus sollen die Hilfsgüter per Schiff in den Gazastreifen gebracht werden. Zu Details wollte sich der Sprecher nicht äußern. Die Initiative werde von Zypern geleitet, sagte er. Man hoffe darauf, dass der humanitäre Korridor zeitnah eröffnet werden könne.
Plünderungen durch verzweifelte Anwohner
Zuvor steuerte im Januar ein mit Hilfsgütern beladenes Schiff aus Zypern Ägypten an. Von dort aus wurden die Hilfen dann über den Grenzübergang Rafah in den Küstenstreifen gebracht. Der UN zufolge ist dort in vielen Gebieten durch den Krieg inzwischen jede Ordnung zusammengebrochen. LKW mit Hilfsgütern werden immer wieder geplündert. Regelmäßig kommt es im Kampf um die Hilfslieferungen zudem zu heftigen Rangeleien unter verzweifelten Bewohnern.
Mehrere Länder haben angesichts der großen Not in dem Küstengebiet bereits Lebensmittel aus der Luft abgeworfen. Die Vereinten Nationen drängen derweil darauf, auch die Hilfslieferungen per Lastwagen auszuweiten und den Transport der Güter auch über Grenzübergänge zum besonders betroffenen Norden des Gebiets zuzulassen. UN-Vertreter hatten zuletzt im Weltsicherheitsrat vor dem Hungertod Tausender Zivilisten im Gazastreifen gewarnt.
Quelle: ntv.de, gri/dpa