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Eröffnung am Wochenende Deutschland an Seekorridor für Gazastreifen beteiligt

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Mehr als zwei Millionen Menschen leben im Gazastreifen.

Mehr als zwei Millionen Menschen leben im Gazastreifen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Mehrere Staaten wollen die Versorgung der mehr als zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen ankurbeln. Dazu stellt US-Präsident Biden den Bau eines provisorischen Hafens in Aussicht. Zusammen mit weiteren Ländern soll die Versorgung auf dem Seeweg beginnen - und zwar rasch.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellt die Eröffnung eines maritimen Hilfskorridors zwischen der Mittelmeer-Insel Zypern und dem Gazastreifen noch an diesem Wochenende in Aussicht. "Wir stehen kurz davor, diesen Korridor zu öffnen, hoffentlich schon diesen Sonntag", sagte sie im Hafen von Larnaka in Zypern. Dadurch sollten die Palästinenser in dem Küstengebiet dringend benötigte Hilfsgüter bekommen, kündigte sie bei einem Besuch des EU-Mitglieds Zyperns an.

Aufgrund der katastrophalen humanitären Situation in dem Palästinensergebiet hätten sich die EU-Kommission, Deutschland, Griechenland, Italien, die Niederlande, Zypern, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und die USA zur Einrichtung des Hilfskorridors entschieden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb dazu auf X: "Es muss mehr Hilfe nach Gaza gelangen. (...) Diese Unterstützung wird dringend gebraucht." Laut "Spiegel" prüft die Bundeswehr, ob man die Seebrücke mit der Marine unterstützen könnte. Offen sei indes, ob die Marine tatsächlich zum Einsatz komme.

"Jedes Hilfspaket, das in Gaza ankommt, zählt", sagte auch eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. Zur Umsetzung des Korridors halte sich auch die Sondergesandte für humanitäre Hilfe im Nahen und Mittleren Osten, Deike Potzel, in Zypern auf.

Ein Pilotversuch zur Nahrungsmittelhilfe, die von einer Wohltätigkeitsorganisation gesammelt und von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird, könnte noch im Tagesverlauf gestartet werden. Unklar ist bislang, wo die Schiffe die Hilfsgüter anlanden sollen. Ein Schiff könnte etwa zehn Stunden von Larnaca zum rund 370 Kilometer entfernten Gazastreifen brauchen.

US-Vertreter: Hafenbau dauert Wochen

US-Präsident Joe Biden hatte in seiner Rede zur Lage der Nation angekündigt, dass das US-Militär einen provisorischen Hafen an der Küste des Gazastreifens bauen wolle. Dieser soll "große Schiffe mit Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Notunterkünften" aufnehmen können. Vertretern der US-Regierung zufolge wird der Bau, dessen Hauptelement ein provisorischer Pier ist, mehrere Wochen dauern und in Zusammenarbeit mit "Verbündeten" vor Ort sowie mit den Vereinten Nationen und humanitären Organisationen durchgeführt.

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Damit soll der Küstenstreifen humanitäre Hilfe auch auf dem Seeweg empfangen können. Der Hafen dürfte die humanitäre Hilfe für die Palästinenser um "Hunderte zusätzlicher LKW-Ladungen" pro Tag erhöhen. Die USA und EU-Staaten drängen Israel, dessen Militär nach dem Hamas-Überfall am 7. Oktober in den Gazastreifen einmarschiert war, seit Wochen zu mehr Hilfslieferungen für die Bevölkerung. Nach fünf Monaten Krieg ist die humanitäre Lage in dem Gebiet katastrophal. Laut dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) befinden sich alle dort lebenden 2,2 Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot.

Israel begrüßte den geplanten maritimen Hilfskorridor. Die Initiative werde "die Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen ermöglichen", erklärte Außenministeriumssprecher Lior Haiat bei X. Auch die auf diesem Weg gelieferten Hilfsgüter sollen demnach "einer Sicherheitskontrolle nach israelischen Standards" unterzogen werden.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts

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