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Diskriminierung führe zu Frust Schirdewan: Republik ein "ostdeutschfreier Elitenraum"

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Ostdeutsche Löhne seien im Jahresdurchschnitt geringer als im Westen, die Renten niedriger, moniert Schirdewan.

Ostdeutsche Löhne seien im Jahresdurchschnitt geringer als im Westen, die Renten niedriger, moniert Schirdewan.

(Foto: picture alliance/dpa)

Auch die Linke sucht nach Ursachen für das AfD-Hoch in Deutschland, insbesondere in Teilen Ostdeutschlands. Ihr Vorsitzender Schirdewan bemängelt in diesem Zusammenhang, dass die Bundesrepublik Ost-Identitäten ignoriere. Dies treibe die Menschen in die Arme autoritärer Parteien.

Der Linken-Vorsitzende Martin Schirdewan sieht zu wenig Aufmerksamkeit für ostdeutsche Identitäten und Erfahrungen in der Bundesrepublik. "Die Bundesrepublik ist ein ostdeutschfreier Elitenraum. Ostdeutsche Biografien kommen kaum vor", sagte Schirdewan der "Welt". Das zeige sich auch in der Politik, etwa in der Zusammensetzung der Bundesregierung. "Die Wiedervereinigung war eine Befreiung für viele Ostdeutsche, denn die DDR war auch ein autoritärer Staat", so Schirdewan.

Dennoch habe es massive Frustrationen und Verlusterfahrungen gegeben. Diese hätten "zu wenig Platz in der gesamtdeutschen Geschichtserzählung dieser Wendezeit". Ostdeutsche Löhne seien im Jahresdurchschnitt geringer als im Westen, die Renten niedriger. "Das lässt eine Diskriminierungserfahrung wachsen. Und der Wunsch nach Sicherheit und Perspektiven macht empfänglicher für autoritäre Politikangebote", sagte Schirdewan.

Die AfD spalte die Gesellschaft. Linke Politik müsse zeigen, dass Menschen gemeinsame Interessen haben. "Eine Verkäuferin in Teilzeit in Ostdeutschland wünscht sich eine gute Gesundheitsversorgung. Dieser Wunsch ist doch sehr gut kombinierbar mit dem Interesse eines Arztes aus Syrien, der ein Studium gemacht hat und nun einen Ort sucht, um sich niederzulassen." Man dürfe "der AfD die Straßen und die Köpfe nicht überlassen".

Mit Blick auf Umfragen zum Wählerpotenzial einer Partei, die möglicherweise von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht gegründet werden könnte, sagte Schirdewan: "Ich verschwende keine Gedanken darauf, über eine Partei nachzudenken, die keine Strukturen, kein Programm und kein Personal hat." Wer ein solches Projekt verfolge, dürfe das nicht aus der Linken heraus machen. "Das ist völlig inakzeptabel und fügt der Partei Schaden zu. Das ist die rote Linie", sagte der Parteivorsitzende.

Quelle: ntv.de, lve/dpa

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