Merkel räumt Fehler ein "Schnelligkeit lässt zu wünschen übrig"
26.01.2021, 16:02 Uhr
Beim Weltwirtschaftsforum zieht Kanzlerin Merkel eine kritische Bilanz der deutschen Pandemiebekämpfung. "Die Schnelligkeit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig", sagt sie. "Prozesse sind oft sehr bürokratisch geworden, dauern lange."
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Rückblick auf ein Jahr Corona-Pandemie eine kritische Bilanz gezogen. Durch die Pandemie seien Schwachstellen und Stärken sichtbar geworden, sagte sie bei der Tagung des Weltwirtschaftsforums, die in diesem Jahr ausschließlich digital stattfindet.
In Deutschland habe man sehr auf den Gemeinsinn und den Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern bauen können. "Und bei allen Mühen, die eine föderale Struktur mit sich bringt, hat sie auch große Stärken, weil einfach verantwortliches Handeln überall im Lande auch erfolgen kann." Für die Pandemiebekämpfung sind in Deutschland in erster Linie die Bundesländer zuständig. Dass Merkel mit den Ergebnissen ihrer Konferenzen mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten sowie mit der Umsetzung dieser Beschlüsse durch die Länder nicht immer zufrieden ist, ist bekannt - dazu sagte sie jedoch nichts.
Ein Fehler sei gewesen, dass die EU-Staaten sich zu Beginn der Pandemie "reflexartig" auf sich selbst zurückgezogen hätten. Schnell habe man jedoch gelernt, dass es besser sei, gemeinsam zu handeln. Aber: "Die Schnelligkeit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig. Prozesse sind oft sehr bürokratisch geworden, dauern lange." Dort habe Deutschland nachzuarbeiten.
Ein gutes Fundament seien die soliden Finanzen gewesen. So habe man Unternehmen und Bürgern helfen können, fügte Merkel hinzu. "Wo wir nicht gut aussahen, das zeigt sich bis in die heutigen Tage, das ist der Mangel an Digitalisierung unserer Gesellschaft." Das beginne bei der Vernetzung der Gesundheitsämter und zeige sich bei der Digitalisierung der Verwaltung und des Bildungssystems. "Hier müssen wir besser und schneller werden."
Quelle: ntv.de, hvo/dpa