Aufruf zum Widerstand Selenskyj erwartet Sturm auf Kiew
26.02.2022, 00:19 UhrMit einem eindringlichen Appell ruft Präsident Selenskyj die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt zur Verteidigung auf. "In dieser Nacht setzen sie zum Sturm auf Kiew an", warnt er. Unterdessen dringen russische Soldaten weiter im Süden des Landes vor.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet in der Nacht den Ansturm der russischen Armee auf Kiew. In einer Erklärung am späten Freitagabend rief er die Bevölkerung zur entschlossenen Verteidigung der Hauptstadt auf. "Das Schicksal des Landes entscheidet sich gerade jetzt", sagte er in einer Videobotschaft auf seinem Telegram-Kanal.
"Der Feind wird alle seine Kräfte einsetzen, um unseren Widerstand zu brechen", sagte Selenskyj. "In dieser Nacht setzen sie zum Sturm auf Kiew an." Er rief alle Ukrainer auf, "den Feind wo auch immer möglich aufzuhalten". Die Bevölkerung sollte alle Sonderzeichen entfernen, die Saboteure an Straßen und Häusern anbringen. "Verbrennt die feindliche Militärtechnik mit allem, was zur Verfügung steht!" Sollten die Angreifer auch Kindergärten ins Visier nehmen, sollten sie daran gehindert werden, so Selenskyj weiter. "Alle Gebete sind mit unseren Soldaten. Wir glauben an sie. Sorgt für sie!"
Pentagon: Landungsoperation bei Mariupol
Unterdessen hat die russische Armee nach US-Erkenntnissen nahe der ukrainischen Großstadt Mariupol von See aus Soldaten und Gerät mit amphibischen Kriegsschiffen an Land gebracht. Solche Schiffe brauchen zum Landen keinen Hafen. Auf die Frage, ob er Informationen zu einem solchen Angriff bei Mariupol habe, sagte Pentagonsprecher John Kirby: "Wir glauben, dass so ein Angriff heute ausgeführt wird." Die USA hätten aber keine genauen Informationen zum Fortschritt des Einsatzes, sagte Kirby. Die umkämpfte Industriestadt Mariupol liegt am Asowschen Meer, das über die Straße von Kertsch mit dem Schwarzen Meer verbunden ist.
Russische Kräfte sind nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums auch in die Kleinstadt Melitopol eingedrungen. Demnach sind Einheiten des Kreml erst in Asow am Asowschen Meer gelandet, hätten sich in Marsch gesetzt und schließlich "ohne Widerstand" Melitopol besetzt. Von ukrainischer Seite hieß es, die Stadt sei umzingelt und kleine Gruppen russischer Soldaten in die Stadt eingedrungen. Diese versuchten nun, die kritische Infrastruktur zu besetzen, sagte der Leiter der Regionalverwaltung von Saporischschja, Oleksandr Staruch, in einer Videobotschaft.
Berichte über Kämpfe am Stadtrand von Melitopol gab es bereits Freitagmittag. Staruch zufolge waren russische Truppen in Melitopol eingedrungen, zunächst aber von ukrainischen Einheiten zurückgeschlagen worden. In der Nähe der Stadt werde weiter gekämpft. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht überprüft werden.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa