"Toilette stehlen und sterben" Selenskyj witzelt beißend über russischen Lebenstraum
23.04.2022, 08:19 UhrDie russische Staatsführung ist überzeugt: Nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Moldau wird die russischsprachige Bevölkerung unterdrückt und muss gerettet werden. Eine weitere Invasion würde den ukrainischen Präsidenten Selenskyj nicht überraschen. Schließlich sei das Leben in Russland nichts wert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat der russischen Staatsführung ein falsches Selbstbild und Minderwertigkeitskomplexe attestiert. "Das Territorium, in dem Russland die Rechte der russischsprachigen Menschen beschützen sollte, ist Russland selbst", sagt er in einer Videobotschaft, die am späten Abend auf Telegram veröffentlicht wurde. Russland sei ein Land ohne Meinungsfreiheit, freie Wahlen oder Widerspruch. "Ein Land, in dem Armut floriert und menschliches Leben nichts wert ist", betont Selenskyj. "So wertlos, dass sie zu uns kommen und einen Krieg anfangen, um etwas zu stehlen, das sich wie ein normales Leben anfühlt."
Der ukrainische Präsident fasst in seiner Botschaft außerdem den aktuellen Zustand des russischen Lebenstraums zusammen: "Früher wollten sie einmal nach Paris und dann sterben", sagt er. "Heute wollen sie eine Toilette stehlen und sterben."
"Wer wird der Nächste sein?"
Der ukrainische Präsident reagierte mit seiner Kritik auf die Aussagen des russischen Generalmajors Rustam Minnekajew. Dieser hatte am Freitag bei einer Veranstaltung behauptet, nicht nur in der Ukraine, sondern auch in der Republik Moldau werde die russischsprachige Bevölkerung unterdrückt. Seinen Angaben zufolge will Russland deshalb erst die vollständige Kontrolle über den Donbass im Osten des Landes übernehmen und anschließend über die Südukraine. Dazu gehört seinen Angaben zufolge nicht nur die Krim, sondern die gesamte Landbrücke über Odessa bis nach Transnistrien. Transnistrien ist eine abtrünnige Region im Osten der Republik Moldau.
"Die Aussagen zeigen, dass der russische Einmarsch in die Ukraine nur der Anfang sei", sagt Selenskyj in seiner Videobotschaft. Danach wolle Russland andere Länder erobern. "Alle Völker, die wie wir an den Sieg des Lebens über den Tod glauben, müssen mit uns kämpfen. Sie müssen uns helfen, denn wir sind die Ersten in der Reihe. Und wer wird der Nächste sein?"
Moldau bestellt russischen Botschafter ein
Nicht nur Selenskyj, auch die Regierung der Republik Moldau scheint die Aussagen von Minnekajew als Drohung zu verstehen. Das Außenministerium in Chisinau bestellte deshalb den russischen Botschafter ein. Man wolle seine "tiefe Besorgnis" über die Äußerungen eines hochrangigen Militärkommandeurs zum Ausdruck bringen, teilt es auf seiner Internetseite mit.
Der Vorwurf, in Moldau würde die russischsprachige Bevölkerung unterdrückt, sei unbegründet, erklärt das Außenministerium. "Moldawien ist ein neutraler Staat, und dieser Grundsatz muss von allen internationalen Akteuren, einschließlich der Russischen Föderation, respektiert werden."
Quelle: ntv.de, chr/rts