"Aus Bayern und kein Bier?" Söder trifft auf zwei Päpste
01.06.2018, 18:39 Uhr
Söder trifft den amtierenden Papst (im Bild) und den ehemaligen Papst Benedikt.
(Foto: dpa)
Während in den bayrischen Landesbehörden zahlreiche Kreuze angebracht werden, trifft der Urheber des Kreuzerlasses, Markus Söder, im Vatikan gleich zwei Päpste. Ob er mit Franziskus und Benedikt XVI. über seine neueste Aktion gesprochen hat?
An diesem 1. Juni gibt es wohl keinen passenderen Ort für Markus Söder als den Vatikan. Während im 700 Kilometer entfernten München wie in ganz Bayern der umstrittene Kreuzerlass für (fast) alle Landesbehörden in Kraft tritt, wird dem bayerischen Ministerpräsidenten hier eine besondere Ehre zu teil: eine Privataudienz bei Papst Franziskus im Apostolischen Palast, gefolgt von einem Treffen mit dessen Vorgänger Benedikt XVI. "Heute Besuch des heiligen Vaters im Vatikan", schreibt Söder vor der Audienz auf Twitter. Der Satz kann durchaus missinterpretiert werden - und das Netz reagiert ähnlich wie bei der Kreuzdebatte umgehend mit Spott. "Jetzt hält er sich schon für den Papst!", heißt es etwa. Oder: "Ministerpräsident sind Sie ja, Herr Söder, aber nun sind Sie auch noch der Heilige Vater? Das finden wir dann doch etwas übertrieben." Söder kümmert das nicht.
Als Lutheraner gehört er zwar nicht der römisch-katholischen Kirche an, der Besuch hat für den Franken aber dennoch eine besondere Bedeutung: "Der Papst ist das inoffizielle Sprachrohr der Christenheit", sagt er. Und als solcher sei er für ein christlich geprägtes Land wie Bayern besonders wichtig. Darüber hinaus - so beteuert Söder - sei der Termin der Reise Zufall, vom Vatikan vorgegeben und habe nichts mit dem Kreuzerlass zu tun. Franziskus präsentiert sich im Gespräch nach Angaben von Teilnehmern als sehr interessierter und gut informierter Zuhörer. Als Söder ihm das Geschenk, einen großen Präsentkorb mit Köstlichkeiten wie Lebkuchen, Marmelade und Schokoladen aus Bayern übergibt, zeigt er sich erfreut. "Wie, aus Bayern und kein Bier?", fragt er lachend.
Holte er sich den Segen für Kreuzerlass?
Nach der knapp 35-minütigen Audienz in der Privatbibliothek des Papstes zeigt sich Söder beeindruckt. "Es war ein sehr bewegendes Gespräch", sagt er. Franziskus habe sich sehr wohlwollend über alle Aktivitäten der Staatsregierung geäußert. Ob der Papst auch über den Kreuzerlass gesprochen hat, will er so konkret nicht sagen. Bereits vor dem Treffen hatte Söder betont, dass es ihm nicht darum gehe, mit Zustimmung des Heiligen Vaters die vielen Kritiker - darunter namhafte Kirchenvertreter wie der Münchner Kardinal Reinhard Marx - zu übertrumpfen: "Wir haben eine Position, eine klare Haltung und die vertreten wir."
Er sei sich sicher, dass die Bevölkerung mehrheitlich hinter dem Erlass stehe, der für die Eingänge von Landesbehörden ein Kreuz vorschreibt. Allerdings, das gibt Söder zu, sei er nach wie vor überrascht, mit welcher Wucht der Erlass insbesondere von einigen Kirchenvertretern kritisiert worden sei. Ungeachtet aller Wellen, die der Kreuzerlass im Freistaat und auch darüber hinaus geschlagen hat, im Zwiegespräch mit Franziskus standen laut Söder andere Themen im Fokus, etwa die EU-Flüchtlingspolitik und die Entwicklungshilfe.
Der Ministerpräsident kündigte an, seine Regierung wolle ein Hilfsprogramm für Obdachlose in Großstädten auflegen: "Ein so reiches Land wie wir sollte da mehr machen." Auch wenn Söder 2008, 2011 und 2012 bereits an einer Audienz des Papstes teilnehmen durfte, dürfte dieser Besuch ihm dennoch in besonderer Erinnerung bleiben: Denn nach der Privatunterhaltung mit Papst Franziskus konnte er sich im wenige Meter entfernten Kloster Mater Ecclesiae auch noch mit dessen Vorgänger Benedikt XVI. treffen.
Mit dem vor wenigen Wochen 91 Jahre alt gewordenen emeritierten Papst verbindet Söder nach eigenen Worten eine persönliche Beziehung. Dies dürfte an dessen bayerischen Wurzeln und der konservativeren Einstellung gleichermaßen liegen. Benedikt habe - wie auch der vatikanische Außenminister Paul Gallagher - ausdrücklich den Kreuzerlass gelobt, versicherte Söder. "Das freut uns, aber wir wollten uns hier auch nicht die Erlaubnis holen."
Quelle: ntv.de, Marco Hadem, dpa