Politik

BND: Butscha-Morde als Strategie Soldaten besprachen Tötung von Zivilisten per Funk

Einem Bericht zufolge hat der BND russische Funksprüche mitgeschnitten, die nahelegen, dass das Töten von Zivilisten wie in Butscha für russische Soldaten "Alltag" und sogar Teil einer klaren Strategie ist. Auch das Bild eines vom Fahrrad geschossenen Ukrainers könne dadurch zugeordnet werden.

Die Gräueltaten von Butscha werden international verurteilt und sorgen weiterhin für große Bestürzung in der Welt. Nach dem Rückzug der russischen Streitkräfte aus dem Vorort Kiews wurden Hunderte Leichen, darunter wohl auch Frauen und Kinder, von Zivilisten, teilweise mit hinter dem Rücken verbundenen Händen und teilweise mit Folterspuren, in den Straßen gefunden. Augenzeugen erzählten von Erschießungen. Drohnenbilder zeigten ein mutmaßliches Kriegsverbrechen russischer Truppen, als zwei Panzer das Feuer auf einen Radfahrer eröffnen.

e20a044ba50083bbbdedb29e279366ef.jpg

Das Foto einer Leiche neben einem Fahrrad in Butscha ging um die Welt.

(Foto: dpa)

Nun legt ein Bericht nahe, dass das Massaker an den unbewaffneten Zivilisten ein Teil der Strategie der russischen Armee war. Der "Spiegel" berichtet von durch den Bundesnachrichtendienst (BND) abgefangenen Funksprüchen russischer Militärs, die von tödlichen Angriffen auf Unschuldige handeln. Dabei sollen einzelne Funksprüche sich sogar "in Butscha fotografierten Leichen zuordnen lassen".

Gezielte Angriffe auf Zivilisten sind nach internationalem Recht illegal und nach humanitärem Völkerrecht als Kriegsverbrechen einzuordnen. Aber sie können effektiv Schrecken und Verzweiflung säen und damit den Widerstand brechen, was Russland schon im Krieg in Syrien und bei der Bombardierung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol erprobte. Laut "Spiegel" lässt sich aus den BND-Aufnahmen schließen, dass es sich bei den Morden in Butscha "weder um Zufallstaten handele noch um Aktionen einzelner aus dem Ruder gelaufener Soldaten".

Erst befragen, dann erschießen

Vielmehr hieße es aus BND-Kreisen, die Soldaten unterhielten sich in den Funksprüchen über die Gräueltaten wie über ihren Alltag. Dies, so schreibt das Nachrichtenmagazin, führe den BND zu der Schlussfolgerung, "dass Morde an Zivilisten Teil des üblichen Handelns der russischen Militärs geworden seien, möglicherweise sei es Teil einer klaren Strategie".

Der BND hätte einzelne Aufnahmen auch speziellen Orten zuordnen können, an denen, wie Fotos belegen, Leichen gefunden wurden. In einem Funkspruch sei ein Soldat zu hören, der einem anderen erzählt habe, wie er einen Fahrradfahrer erschossen habe. Das Foto einer Leiche neben einem Fahrrad zählt zu den bekanntesten aus Butscha. "In einem anderen Funkspruch soll ein Mann sagen: Man befrage Soldaten zunächst, dann erschieße man sie", schreibt der "Spiegel".

Weitere Aufnahmen sollen Gräueltaten auch an anderen Orten nahelegen. Im Ort Borodjanka, wenige Kilometer von Butscha entfernt, zeichnet sich nach dem Rückzug der russischen Truppen dieser Tage ein ähnlich schlimmes Bild ab. Die Stadt ist zertrümmert, auf den Straßen liegen auch hier ermordete Zivilisten. Eine Reporterin des ZDF vor Ort sprach von "vielen, vielen Leichen".

Die russische Regierung dementiert weiterhin, für die Kriegsverbrechen in Butscha verantwortlich zu sein, was vor dem Hintergrund der vielen Beweise und Augenzeugenberichte als absichtlich getätigte Falschaussagen und verzerrende Propaganda betrachtet werden kann.

Quelle: ntv.de, dbe

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen