"Schrittweise Jahr um Jahr" Spahn: Renteneintrittsalter muss weiter steigen
07.10.2025, 10:53 Uhr Artikel anhören
Für Jens Spahn ist die Rente mit 67 nur ein Zwischenschritt.
(Foto: WDR/Oliver Ziebe)
Berater von Wirtschaftsministerin Reiche sehen Deutschland in einer schweren Krise. Die Ökonomen fordern eine Reform der Sozialsysteme und sprechen sich auch für ein höheres Renteneintrittsalter aus. Als Beispiel nennen sie Dänemark. Nun reagiert Unionsfraktionschef Spahn auf Reiches Vorschlag.
Der Beginn der Rente wird sich nach Worten von Unionsfraktionschef Jens Spahn im kommenden Jahrzehnt weiter nach hinten verschieben. "Wenn wir immer länger leben, werden wir einen Teil dieser längeren Lebenszeit auch arbeiten müssen", sagte der CDU-Politiker in der ARD-Sendung "Maischberger".
Dass Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche eine Rente mit 70 fordere, sei "für den jetzigen Zeitpunkt nicht die richtige Debatte", sagte Spahn. "Wir gehen ja gerade auf die Rente mit 67 - schrittweise, das wird so 2030/31 dann erreicht werden." Für die nächste Legislaturperiode stelle sich die Frage dann wieder. Seiner Ansicht nach werde auch in den 30er Jahren das Renteneintrittsalter "schrittweise Jahr um Jahr und dann Monat um Monat weiter steigen müssen".
Ein von Reiche eingesetzter wissenschaftlicher Beraterkreis plädiert in einem neuen Gutachten für eine deutliche Anhebung des Renteneintrittsalters. Die Experten um die Wirtschaftsweise Veronika Grimm schlagen in dem am Montag vorgestellten Papier vor, das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, die sogenannte Rente mit 63 abzuschaffen und den Nachhaltigkeitsfaktor wieder einzuführen. "Wir werden mehr arbeiten müssen, wenn wir den Umfang der Sozialversicherungen bewahren wollen, ohne zeitgleich den nachfolgenden Generationen noch mehr Lasten zu hinterlassen", heißt es in dem Gutachten mit dem Titel "Eine Wachstumsagenda für Deutschland".
Als Vorbild nennt der Beraterkreis Dänemark. Dort werde das Renteneintrittsalter seit dem Jahr 2006 stetig an die Lebenserwartung angepasst und solle bis 2040 auf 70 Jahre ansteigen. Die Reform der Sozialsysteme sei einer von fünf zentralen Hebeln für mehr Wachstum in Deutschland.
Für Babyboomer gilt Rente mit 67
In Deutschland steigt die Regelaltersgrenze seit 2012 schrittweise je nach Geburtsjahrgang jährlich an. Ab dem Jahr 2031 gilt für die Jahrgänge ab 1964 ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren. In diesem Jahr erreicht der Jahrgang 1959 die Regelaltersgrenze mit 66 Jahren und zwei Monaten. Im kommenden Jahr steigt sie für 1960 Geborene auf 66 Jahre und vier Monate.
Bei der größten deutschen Gewerkschaft, der IG Metall, stieß Reiches Vorschlag auf scharfe Kritik. Für die Mehrheit der Beschäftigten sei ein höheres Rentenalter unter den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen "illusorisch", sagte IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban. "Deutschland ist nicht Dänemark."
Am Ende solcher Vorschläge stünden Rentenkürzungen. Reiche wäre gut beraten, "von halbgarer Sozialpolitik die Finger zu lassen". Statt neuer Forderungen nach einem höheren Renteneintrittsalter seien Arbeitsbedingungen nötig, die das Arbeiten bis zur heutigen Regelaltersgrenze überhaupt erst ermöglichten.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts