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Kriegstalk bei Maischberger Strack-Zimmermann liefert sich Schlagabtausch mit Gysi

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Gysi gegen Strack-Zimmermann: Material für Loriot-Sketch oder Meinungsschlacht?

Gysi gegen Strack-Zimmermann: Material für Loriot-Sketch oder Meinungsschlacht?

(Foto: picture alliance / HMB Media)

Wenn es um das Ende der beiden großen Kriege in der Welt geht, sind sie völlig unterschiedlicher Ansichten: Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP und Gregor Gysi von den Linken. In der ARD-Talkshow mit Sandra Maischberger treffen die beiden am Dienstagabend aufeinander. Die Diskussion ist spannend.

Wenn Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP und Gregor Gysi von den Linken zu einer Diskussion über die Kriege im Gazastreifen und in der Ukraine eingeladen werden, weiß man: Das gibt einen heftigen Streit. Das war auch der Redaktion der ARD-Talkshow Maischberger klar, als sie die beiden am Dienstagabend zu einem gemeinsamen Meinungsaustausch gebeten hat. Man wurde nicht enttäuscht.

Anfangs herrscht noch weitgehend Einigkeit. Da geht es um den Krieg im Nahen Osten. Beide verurteilen den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres; beide halten die Kriegführung der Hamas für falsch, deren Kämpfer sich hinter der Zivilbevölkerung verstecken. Strack-Zimmermann spricht auch den israelischen Angriff auf eine Hilfsorganisation vor einigen Tagen an, bei dem sieben Menschen getötet worden waren. "Eine subjektive und objektive Tragödie", so nennt sie ihn.

Die Meinung Gysis, der sich für den Stopp von Waffenlieferungen an Israel ausspricht, unterstützt sie jedoch nicht. "Die meisten Dinge, die geliefert wurden, sind erstmal keine letalen Waffen, also keine Waffen, mit denen man unmittelbar in den Einsatz geht, sondern sozusagen Ersatzteile. Das können Gummierungen sein, Schrauben, was auch immer." Zudem seien zwei Drittel der Teile vor dem 7. Oktober geliefert worden. Außerdem kaufe auch Deutschland Waffensysteme aus Israel. Und Deutschland unterstütze die Menschen im Gazastreifen, gemeinsam mit Frankreich und den USA, sagt Strack-Zimmermann.

Gysi spricht sich trotzdem für einen Waffenstopp aus und verlangt, dass die Bundesregierung das Vorgehen Israels im Gazastreifen verurteilen solle. Und er weist auf einen anderen Aspekt des Gaza-Krieges hin: "Wenn Sie mich vor zwei Jahren gefragt hätten, und ich bin jetzt 76 Jahre alt, ob ich noch die Lösung des Nahostkonfliktes erlebe, ich hätte 'nein' gesagt. Aber jetzt bin ich nicht mehr sicher." Eine Lösung des Konflikts im Nahen Osten könne nur in einer Zwei-Staaten-Lösung mit einer Sicherheitsgarantie für Israel bestehen. Sollte jedoch Iran in die Kampfhandlungen eingreifen, könne sich der Krieg zu einem Flächenbrand in der gesamten Region ausweiten.

Beim Ukraine-Krieg knallt's

Der Streit zwischen Strack-Zimmermann und Gysi bricht los, als sich die Kontrahenten über den Ukraine-Krieg streiten. Während Strack-Zimmermann weiterhin Waffenlieferungen an die Ukraine fordert, plädiert Gysi für eine diplomatische Lösung. Er erklärt: "Die Situation für die Ukraine wird jeden Tag schlechter. Ich habe schon vor zig Tagen gesagt, wir brauchen so schnell wie möglich einen Waffenstillstand." Die Ukraine könne sich militärisch weder den Donbass noch die Krim zurückholen. "Dann geht es ja nur über Verhandlungen." Verhandeln könne aber nur jemand, den der russische Präsident Wladimir Putin ernst nähme, also weder Deutschland, Frankreich, Großbritannien noch die USA.

Gysi bringt China und Indien ins Spiel. "Wenn die die Beziehungen abbrechen würden, dann wäre er wirklich isoliert. Das kann er sich gar nicht leisten." Es gelte, die chinesische wie auch die indische Regierung davon zu überzeugen, gegen eine Abgabe von ukrainischem Territorium zu sein. Anschließend wären Vermittlungen zwischen der russischen und der ukrainischen Regierung nötig. Darin könne es, betont Gysi, um die Wiederzulassung der russischen Sprache oder doppelte Staatsbürgerschaften gehen. Stattdessen verhänge Europa aber Sanktionen gegen China und indische Unternehmen. Damit rückten die beiden Länder näher an Russland heran.

Ob Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Chinabesuch am Wochenende eine entsprechende Initiative starten könne, fragt Moderatorin Sandra Maischberger Strack-Zimmermann. Die antwortet: "Wenn der Kanzler das Gespräch darauf bringt, dann ist das immer hilfreich." Allerdings dürfe man die enge Verbindung Chinas mit Nordkorea nicht aus den Augen verlieren. Das Land unterstütze Russland im Austausch gegen Know-how. Trotzdem: "Wenn der Kanzler jetzt nach China reisen und erreichen könnte, dass die Chinesen wiederum erreichen, dass Russland heute, und zwar sofort, seine Truppen zurückzieht, dann wäre Frieden in der Ukraine." Gleichzeitig erklärt die FDP-Verteidigungsexpertin, die Ukraine habe nur eine Chance zu überleben, und zwar aus der Stärke heraus.

Die Traumtänzerfrage

Gysi hält dagegen. Sein Argument: die anstehende US-Wahl. Sollte Donald Trump gewinnen, "kommt die schlechte Lösung für die Ukraine heraus". Deutschland müsse jetzt initiativ werden, dann könne für die Ukraine deutlich mehr gerettet werden, "als wenn Trump zum Präsidenten gewählt wird".

"Seien Sie doch nicht so ein Traumtänzer", fällt Strack-Zimmermann Gysi ins Wort. "Nein, Sie sind eine Traumtänzerin", antwortet er: "Sie glauben wirklich, mit Raketen in Russland gewinnen zu können. Das ist albern." Ein vermeintlich schwächeres Land könne durchaus einen Krieg gewinnen, sagt Strack-Zimmermann.

Schließlich kommen die beiden Kontrahenten noch auf die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern zu sprechen. Die hat Bundeskanzler Scholz deutlich abgelehnt. Gysi begrüßt diesen Schritt, und er glaubt auch nicht, dass der Kanzler davon abrückt. "Der Kanzler hat gesagt, er will nicht liefern, und das nehmen wir jetzt mal so hin", so Strack-Zimmermann. "Ich glaube, dass er dabei bleibt. Das wäre jetzt auch für ihn ein Gesichtsverlust. Das bedaure ich." Es gehe darum, dass die Ukraine seit zwei Jahren und zwei Monaten um ihr Überleben kämpfe, so Strack-Zimmermann. "Und damit das aufhört, brauchen wir einen Waffenstillstand", untermauert Gysi zum Schluss noch einmal seine Forderung.

Zugegeben: Viel Neues gab es nicht bei dieser Diskussion. Anerkennen muss man, dass beide Politiker ihre jeweiligen Anhänger überzeugen können - und dass beide es mit ihren Anliegen sehr ernst meinen.

Quelle: ntv.de

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