Rentenstreit in Großbritannien Streikende Professoren legen Unis lahm
22.02.2018, 20:21 Uhr
Studenten unterstützen den Streik mit Demos für eine sichere Rente für Angestellte des Hochschulsektors.
(Foto: dpa)
Professoren und Dozenten der britischen Universitäten streiken für ihre Renten. Etwa eine Million Studenten sind von dem Ausstand der Hochschullehrer betroffen - auch an den Elite-Unis Oxford und Cambridge. Viele Studierende fordern ihr Geld zurück.
Hunderte Professoren und Dozenten an Dutzenden Universitäten in Großbritannien haben im Streit um eine Rentenreform die Arbeit niedergelegt. Sollte keine Einigung zustande kommen, droht die Gewerkschaft UCU (University and College Union) den zweitägigen Streik auf bis zu 14 Tagen bis Mitte März auszuweiten.

Studenten der SOAS University of London blockieren gemeinsam mit ihren Dozenten und Professoren den Eingang ihrer Uni.
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Betroffen sind davon laut Gewerkschaft bis zu eine Million Studenten, unter anderem an den berühmten Universitäten Oxford und Cambridge. Klausur- und Hausarbeitstermine wurden verschoben, auch E-Mails beantworten die Lehrkräfte in der Streikphase nicht. Die Hochschullehrer protestieren gegen eine geplante Rentenreform des Universitätsverbands Universities UK (UUK).
Sie befürchten Renteneinbußen von jährlich bis zu 10.000 Britische Pfund (umgerechnet rund 11.300 Euro), wenn die Höhe ihrer Renten wie vom UUK geplant künftig nicht mehr garantiert ist, sondern Schwankungen an der Börse unterworfen sein wird. Der Universitätsverband will mit der Reform langfristig ein Loch von etwa 6,1 Milliarden Pfund in seiner Rentenkasse stopfen.
Studenten solidarisieren sich mit Dozenten
Viele Studenten zeigen sich trotz gestrichener Vorlesungen und verschobenen Klausurtermine solidarisch mit den Lehrkräften. "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir diesen Streik unterstützen und Solidarität zeigen, um unsere Bildung zu retten", sagt Edgar Jones, ein Mathematik-Student, der am University College in London Flyer verteilt und versucht, seine Kommilitonen davon abzuhalten, das Universitätsgebäude zu betreten.

Thomas Armstrong von der Gewerkschaft UCU demonstriert vor der SOAS University of London gegen eine geplante Änderung des Rentensystems.
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Die deutsche Studentin Dilara Fuchs ist eine von denen, die trotz des Streiks in die Uni gehen. Die 25-jährige Wuppertalerin ist für Nahoststudien und Arabisch an der School of Oriental and African Studies (SOAS) eingeschrieben. Ihr Professor ist kein Gewerkschaftsmitglied und führt die Vorlesung nach Plan durch. Wenn Dilara keine Fehlstunden sammeln will, muss sie zu ihrem Kurs. Am Streikposten vor dem Uni-Eingang trifft sie auf eine Kommilitonin aus ihrem Arabischkurs, die versucht, sie zu überreden, das Gebäude nicht zu betreten. Aber Fuchs geht weiter.
Ein schlechtes Gewissen hat sie trotzdem: "Ich stehe leider zwischen den Stühlen. Ich will natürlich zu meinem Seminar gehen, aber auch nicht den Streik untergraben. Das ist keine einfache Entscheidung." Bevor sie in den Seminarraum geht, zieht sie eine Kapuze auf: "Ich möchte das Recht haben, frei zu entscheiden, ob ich mich an diesem Streik beteilige oder nicht und für diese Entscheidung nicht angegriffen werden."
Sollte der Streik in den kommenden Wochen fortgeführt werden, dürfte die Entscheidung vielen Studenten noch weitaus schwerer fallen. Viele fordern jetzt schon Anteile ihrer Studiengebühren zurück.
9000 bis 11.000 Pfund müssen britische und EU-Studenten für einen Ein-Jahres-Master berappen, Nicht-EU-Ausländer mindestens 18.000 Pfund. Nach Gewerkschaftsangaben handelt es sich um den größten Akademiker-Ausstand, der jemals in Großbritannien stattgefunden hat.
Quelle: ntv.de, Tobias Schreiner und Christoph Meyer, dpa