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"Bin ich nicht bereit zu" Sunak lässt Johnson bei Oberhausliste hängen

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Sein Vor-Vorgänger im Amt bereitet dem britischen Premier Sunak derzeit viel Extra-Arbeit.

Sein Vor-Vorgänger im Amt bereitet dem britischen Premier Sunak derzeit viel Extra-Arbeit.

(Foto: picture alliance / Photoshot)

Als scheidender Regierungschef darf Boris Johnson Politiker seines Vertrauens für einen Sitz im Oberhaus vorschlagen. Ein Komitee lehnt mehr als die Hälfte der Kandidaten ab. Premier Sunak will daran nichts ändern, sehr zum Ärger seines Vor-Vorgängers.

Der Streit zwischen dem britischen Premierminister Rishi Sunak und seinem Vor-Vorgänger Boris Johnson tritt immer offener zutage. "Boris Johnson hat mich um etwas gebeten, zu dem ich nicht bereit war, weil ich es nicht für richtig halte", sagte Sunak. Anlass sind Ehrungen für Vertraute und Mitarbeiter Johnsons, die der konservative Politiker bei seinem Ausscheiden aus dem Amt als Dank für ihre Treue ins britische Oberhaus berufen wollte.

Nachdem das zuständige Komitee Holac einige Nominierungen abgelehnt hatte, wollte Johnson offenbar, dass Sunak ein Veto gegen die Entscheidung einlegt. "Es ging darum, entweder den Holac-Ausschuss zu überstimmen oder Leuten Versprechungen zu machen", sagte Sunak. Medienberichten zufolge geht es unter anderem um Ex-Kulturministerin Nadine Dorries, eine enge Vertraute Johnsons. Die konservative Politikerin legte am Freitag mit sofortiger Wirkung ihr Parlamentsmandat nieder, wie auch Johnson selbst sowie der Abgeordnete Nigel Adams. Damit kommt es in diesen Wahlkreisen inmitten schlechter Umfragewerte für die Tories zu Nachwahlen. Niederlagen dürften Sunak unter Druck setzen.

Insgesamt seien acht Vorschläge Johnsons für das House of Lords abgelehnt worden, teilte ein Holac-Sprecher mit. Nur sieben wurden akzeptiert. Die Quote sei beispiellos, kommentierte die Denkfabrik Institute for Government. Im Durchschnitt würden sonst zehn Prozent der Vorschläge blockiert.

Kandidatin führte Johnsons Hund aus

Aber auch an den Geehrten, denen künftig ein Sitz auf Lebenszeit im Oberhaus zusteht, gibt es Kritik. Darunter sind Sarah Vaughan-Brown, einst Beraterin von Johnsons Ehefrau, die auch den Familienhund Dilyn ausführte, und Kelly Dodge, die von Medien als langjährige Friseurin des Parlaments bezeichnet wurde. Kritisiert wurde auch, dass die 1993 geborene Charlotte Owens, nun das jüngste Mitglied des Oberhauses in der Geschichte, bisher kaum Leistungen erbracht habe, die eine Berufung rechtfertigten.

Mit einem überraschenden Rücktritt als Abgeordneter und indirekter Kritik an Sunak hatte der Ex-Premier am Freitag die Tory-Partei vor eine erneute Zerreißprobe gestellt. Johnson hatte angekündigt, mit sofortiger Wirkung sein Mandat als Abgeordneter niederzulegen. Grund dafür war offenbar, dass der Konservative das Unterhaus nach Ansicht eines Parlamentsausschusses in der "Partygate"-Affäre um illegale Feiern in Lockdown-Zeiten in der Downing Street belogen haben soll. Die vorgeschlagene Strafe: Zehn Tage Suspendierung - genug, um theoretisch eine Nachwahl in Johnsons Nordwestlondoner Wahlkreis auszulösen. Daraufhin warf der Ex-Premier hin, womit es nun automatisch zu einer Abstimmung kommt.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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