Politik

Kurden erwägen Bündnis mit Assad Syrien warnt Erdogan vor Einmarsch

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Die Türkei hält weiter an ihrer geplanten Offensive in Nordsyrien fest. (Archivbild).

(Foto: AP)

Auch internationale Proteste schrecken ihn nicht: Präsident Erdogan hält an einer türkischen Offensive gegen Kurdenmilizen in Syrien fest. Diese erwägen nun, sich mit Damaskus zu verbünden. Unterdessen gibt Syriens Vize-Außenminister bekannt, man werde keine Besetzung der "syrischen Erde" akzeptieren.

Die Türkei will trotz internationaler Warnungen an ihrer geplanten Militäroffensive gegen Kurdenmilizen in Nordsyrien festhalten. "Unsere Botschaft an die internationale Gemeinschaft ist klar - die Türkei ist kein Land, das sich von Drohungen bewegen lässt", sagte Vizepräsident Fuat Oktay. Auf Twitter teilte das türkische Verteidigungsministerium mit: "Alle Vorbereitungen für den Einsatz sind abgeschlossen". Die syrische Regierung warnte die Türkei vor einem Einmarsch und rief die Kurden auf, zurück an die Seite der Regierung in Damaskus zu kommen.

Oktay reagierte unter anderem auf einen Tweet von US-Präsident Donald Trump, der am Vortag mit der Zerstörung der türkischen Wirtschaft gedroht hatte, sollte die Türkei etwas unternehmen, das er für "tabu" halte. Auch zahlreiche Regierungen, darunter die Bundesregierung und internationale Organisationen hatten die Türkei dringend vor einer Militäroffensive im Norden Syriens gewarnt. Dem schloss sich auch der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif an. Auf dem Webportal des Ministeriums hieß es, er habe seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu in einem Telefongespräch gesagt, die territoriale Integrität Syriens sowie die Souveränität der Regierung in Damaskus müssten respektiert werden.

Türkei will "Sicherheitszone" schaffen

Oktay sagte jedoch, die Türkei werde niemals zulassen, dass unmittelbar an ihrer Grenze "ein Terrorkorridor, ein Terrorstaat" entstehe, was auch immer die Kosten seien. Es sei an der Zeit, eine "Sicherheitszone östlich des Euphrat"-Flusses zu schaffen. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Samstag erneut eine baldige Offensive in Nordsyrien angekündigt. Die Region wird von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert, die von den kurdischen YPG-Milizen dominiert sind.

Die Türkei betrachtet die YPG als Terroristen. Für die USA waren die Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) jedoch ein enger Verbündeter. Das Weiße Haus signalisierte am Montagmorgen zunächst, US-Streitkräfte würden sich einer Offensive nicht mehr in den Weg stellen, und zog etwa 50 US-Soldaten aus der betroffenen Grenzregion ab. Der Schritt sorgte sowohl in den USA als auch international für Besorgnis. Trump wurde trotz seiner späteren Drohung in Richtung Türkei auch aus den eigenen Reihen vorgeworfen, die Kurdenmilizen in Nordsyrien im Stich zu lassen.

Türkei schickt weitere Truppen an Grenze

Die Kurden zeigten sich entsetzt und warfen den USA vor, ihren Verpflichtungen nicht nachzukommen. Gleichzeitig kündigten sie Widerstand gegen die Türken an. Der Kommandeur der von den Kurdenmilizen dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, sagte, dass nun eine Partnerschaft mit Syriens Präsident Baschar al-Assad eine mögliche Option sei. Das Angebot dazu steht bereits: Kurz zuvor hatte der syrische Vize-Außenminister Faisal al-Makdad die Kurden laut der regierungsnahen Zeitung "Al-Watan" dazu aufgerufen, zurück an die Seite der Regierung in Damaskus zu kommen und sich nicht "selbst in die Hölle zu stürzen", nachdem sie von den USA im Stich gelassen worden seien.

Gleichzeitig warnte al-Makdad die Türkei vor einem Einmarsch und einer Militäroperation. Syrien werde sein Territorium verteidigen und keine Besetzung der "syrischen Erde" akzeptieren. Es war das erste Mal, dass sich ein Vertreter der syrischen Regierung zu der drohenden türkischen Militärkampagne äußerte.  An der Grenze blieb es im Tagesverlauf bis auf einige Truppenbewegungen zunächst ruhig. Die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass die türkische Armee weitere Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge an die Grenze geschickt habe.

Nachdem sich die syrische Armee im Zuge des Krieges größtenteils aus dem Nordosten des Landes zurückgezogen hatte, hatten vielerorts kurdische Kräfte die Kontrolle übernommen und schon 2014 eine Selbstverwaltung in den Gebieten errichtet. International werden die Autonomiebestrebungen nicht anerkannt, in vielen Orten im Nordosten Syriens hat die Regierung von Präsident Baschar al-Assad de facto aber keine Macht.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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