Nach Anschlag auf Sikh-Tempel Täter: "Von krasser Detonation überrascht"
07.06.2016, 00:51 Uhr
(Foto: dpa)
Beim Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen werden drei Männer verletzt. Schnell wird klar: Die Täter gehören zur radikalen Salafistenszene. Einer von ihnen entschuldigt sich. Seine Ausrede klingt nicht unbedingt glaubhaft.
Nach dem Sprengstoffanschlag auf einen Sikh-Tempel Mitte April in Essen hat sich nun einer der Täter entschuldigt. In einem handschriftlichen Brief an die Gemeinde schreibt Yusuf T., er habe "nie jemandem körperlichen Schaden zufügen wollen. Er wolle sich "für die Missetat entschuldigen". Die "Bild"-Zeitung hat den Brief veröffentlicht, unterschrieben ist er mit "MfG Yusuf". Bei dem Anschlag auf den Tempel der Religionsgemeinschaft waren ein 60-Jähriger schwer und zwei weitere Männer im Alter von 47 und 56 Jahren leicht verletzt worden.
Der 16-jährige Yusuf T. sitzt derzeit in Iserlohn in Untersuchungshaft, nachdem er und zwei weitere mutmaßliche Täter einige Tage nach dem Attentat festgenommen worden waren. Die Jugendlichen sollen nach einer indischen Hochzeit einen Sprengsatz in der Eingangshalle des Tempels gezündet haben. Als Motiv gaben sie "Spaß am Böllerbauen" an. Er hätte "nie gedacht, dass es so eine krasse Detonation gibt", schrieb Yusuf T. nun. Außerdem betonte er, es gebe "überhaupt keinen Bezug zur Ihrer Religion".
Das deckt sich allerdings nicht mit den Ermittlungen der Polizei, die schon bald "klare Bezüge zur Terrorszene" feststellte. Dem Staatsschutz war Yusuf T. schon zuvor als Anhänger der salafistischen Szene bekannt. An seiner Realschule war er mehrfach mit islamistischen Äußerungen und aggressivem Verhalten aufgefallen. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei zu dieser Zeit aber keine Hinweise auf einen geplanten Anschlag. Später meldete der Schulleiter, dass der 16-jährige seinen Mitschülern ein Video von der Detonation eines vermeintlichen Polenböllers gezeigt habe. Damals ging die Polizei diesen Hinweisen aber nicht konsequent nach.
Auch die anderen Anschlagsbeteiligten waren schon zuvor durch islamistische Radikalisierung aufgefallen. "Yusuf ist 16 Jahre alt und seine Einsicht und sein schlechtes Gewissen zeigen, dass es bei ihm noch nicht zu spät ist", zitiert die "Bild"-Zeitung Yusuf T.s Anwalt. Sofern der Generalbundesanwalt Anklage erhebt, könnte der Gelsenkirchener im Herbst wegen versuchten Mordes vor Gericht stehen.
Quelle: ntv.de, ino