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Nach einer Stunde verschwunden Taiwan entdeckt chinesischen Ballon vor seiner Küste

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Die taiwanischen Strände sind bereits gegen mögliche Landungsschiffe der chinesischen Armee gesichert.

Die taiwanischen Strände sind bereits gegen mögliche Landungsschiffe der chinesischen Armee gesichert.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Chinesische Kampfjets fliegen fast täglich nahe der taiwanischen Küste. Die Volksrepublik zählt den Inselstaat zu ihrem Territorium. Nun hat Taiwan einen Wetterballon entdeckt - bis er plötzlich verschwindet.

Die taiwanischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben einen chinesischen Wetterballon vor der Küste des Inselstaates entdeckt. Der Ballon habe Donnerstagmittag die mittlere Linie in der Meerenge zwischen Taiwan und China überquert, teilt das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Taipeh in einer Erklärung mit. Laut der Behörde befand sich das Fluggerät in 21.000 Fuß Höhe (etwa 6400 Meter) und rund 101 nautische Meilen (etwa 187 Kilometer) entfernt von der Stadt Keelung, als es entdeckt wurde. Eine Stunde später, um 12.55 Uhr, verschwand der Ballon wieder.

"Nach unseren ersten Erkenntnissen handelte es sich um einen Peilballon", sagte Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng vor Reportern im Parlament. Er wurde "vermutlich" für unbekannte Messungen eingesetzt. Chiu zufolge haben womöglich jahreszeitbedingte Winde den Ballon so weit nach Osten getrieben.

Der Vorfall erinnert an einen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon, der Anfang des Jahres über US-Gebiet entdeckt wurde. Peking erklärte damals, dass es sich lediglich um einen abgedrifteten Ballon für Wissenschaftszwecke handele. Ein US-Kampfjet schoss den Ballon dennoch nach einem tagelangen Überflug über der US-Ostküste ab. Nach einer Untersuchung gab das US-Verteidigungsministerium im Juni bekannt, der Ballon habe keine Geheimdienstinformationen gesammelt.

Fast tägliche Militärübungen

Taiwan berichtet täglich über militärische Aktivitäten Chinas vor seiner Küste. Ballon-Entdeckungen sind allerdings selten in den Mitteilungen. Chinas Militär übt fast täglich vor der Küste Taiwans mit Kampffliegern und Kriegsschiffen. Das taiwanische Verteidigungsministerium meldete 15 Jets, die binnen 24 Stunden in die Luftverteidigungszone der Inselrepublik eindrangen. Insgesamt seien 26 Militärflugzeuge und 10 Schiffe der chinesischen Marine um Taiwan entdeckt worden. Taiwans Streitkräfte hätten die Lage überwacht, hieß es.

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Für Peking ist Taiwan eine abtrünnige Provinz, was auf den chinesischen Bürgerkrieg zwischen 1927 und 1949 zurückgeht. Die von der kommunistischen Partei regierte Volksrepublik zählt die Insel deshalb zu Chinas Territorium, obwohl in Taipeh eine unabhängige Regierung sitzt. Mit den täglichen Übungen dürfte China laut Experten die militärischen Fähigkeiten Taiwans testen und die Streitkräfte müde machen wollen.

International besteht die Sorge vor einem Krieg. China drohte bereits mit einer Invasion, wenn die "Wiedervereinigung" nicht möglich sei. Ein Konflikt in der Region, durch die wichtige Handelsrouten laufen, hätte auf die Weltwirtschaft schwere Auswirkungen.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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