"Können Produktion anschieben" Taurus-Hersteller widerspricht SPD
20.01.2024, 10:34 Uhr Artikel anhören
Taurus-Marschflugkörper finden auch aus großen Höhen und Entfernungen ihr Ziel.
(Foto: picture alliance / abaca)
SPD-Politiker Johannes Arlt behauptet, bei einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine sei Deutschlands Verteidigungsfähigkeit gefährdet. Der Produzent stellt umgehend klar, eine kurzfristige Nachproduktion sei kein Problem. Das hatte das Unternehmen vor Monaten schon einmal erklärt.
Der Geschäftsführer von Taurus Systems, Joachim Knopf, hat bekräftigt, die Produktion von Taurus-Flugkörpern kurzfristig hochfahren zu können und widerspricht damit SPD-Verteidigungspolitiker Johannes Arlt. Der hatte sich am Freitag gegen eine Lieferung an die Ukraine ausgesprochen, weil es keine Möglichkeit gebe, diese in absehbarer Zeit nachzuproduzieren und so die eigenen Bestände aufzufüllen.
Geschäftsführer Knopf schrieb nun auf der Plattform X: "Sowohl die #Taurus Neuproduktion, die Plattformintegration als auch die Überholung der Bestände können wir kurzfristig anschieben. Voraussetzung ist die Beauftragung durch den Kunden." Bereits im November hatte der Hersteller MBDA, zu dem Taurus Systems gehört, erklärt: "Die Produktion von #Taurus kann kurzfristig wieder angeschoben werden. Möglichkeit dabei, neue technische Fortschritte zu integrieren. Das bedeutet einen Fähigkeitserhalt des Auftraggebers für die nächsten Jahrzehnte."
In den Fraktionen von Grünen und FDP gibt es Stimmen, die wie die Union für eine Lieferung von Taurus-Waffen plädieren. Ein Antrag der Union für eine Lieferung wurde im Bundestag aber am Mittwoch abgelehnt. FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber widersprach jetzt Arlts Aussage ebenfalls bei X - er habe mit dem Hersteller gesprochen. Wolfgang Ischinger, Ex-Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, schrieb daraufhin in dem Netzwerk: "Wo bleibt wohl die Beauftragung?"
Der Taurus ist einer der modernsten Flugkörper der Luftwaffe. Die Waffen finden auch aus großen Höhen und Entfernungen mit einer Reichweite von 500 Kilometern ihr Ziel und können zum Beispiel Bunkeranlagen zerstören. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte Anfang Oktober entschieden, vorerst keine dieser Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Nach Ansicht vieler Experten steckt dahinter die Befürchtung, dass russisches Territorium oder etwa die für die Logistik von Moskaus Truppen entscheidende Krim-Brücke getroffen werden könnte.
Quelle: ntv.de, chl/dpa