Warnung vor Volksentscheid Tegel könnte eine Milliarde Euro kosten
25.07.2017, 19:39 Uhr
Der Flughafen Berlin Tegel bedarf eigentlich einer Grundsanierung.
(Foto: imago/Andreas Gora)
Sollte Berlin langfristig am alten Flughafen in Tegel festhalten, wäre ein umfassende Sanierung des Airports notwendig. Die Kosten dafür könnten die Milliardenschwelle überschreiten, warnt der Flughafenchef.
In einem Volksentscheid im September können die Berliner darüber abstimmen, ob der Flughafen in Tegel nach der Eröffnung des Haupstadtflughafens BER weiterbestehen soll. Berlins Flughafenleiter Engelbert Lütke-Daldrup warnte allerdings, das auf die Betreiber Berlin, Brandenburg und den Bund Sanierungskosten von möglicherweise mehr als einer Milliarde Euro zukommen könnten.
"Allein für die Gebäude wären 550 Millionen Euro fällig, 350 Millionen Euro für die Erneuerung der Verkehrswege und 250 Millionen Euro für die Infrastruktur", sagte Lütke-Daldrup. Außerdem würden bei einem Doppelbetrieb in Tegel und Schönefeld jährlich 100 bis 200 Millionen Euro Betriebskosten zusätzlich anfallen.
Der Betrieb beim alten City-Airport kann derzeit nur weiterlaufen, weil der Flughafen unter Bestandsschutz steht. Die Sicherheitsanforderungen entsprächen dem Stand noch der Bauzeit vor mehr als 40 Jahren, so Lütke-Daldrup. So gebe es im Flughafen Tegel nur rund 4000 Sprinklerköpfe für den Brandschutz, in Schönefeld seien es dagegen nach den neuen Anforderungen etwa 78.000.
"Technik aus den 60er Jahren"
"Bei einer Grundsanierung fällt der Bestandsschutz weg und dann müssten die Gebäude für die Anpassung an die neuen Standards bis auf den Rohbau entkernt werden." In der Leitstelle ist noch eine museal wirkende Schalttafel installiert. "Das ist Technik aus den 1960er Jahren, verbaut in den 70ern", sagte Lütke-Daldrup.
Zum Volksentscheid, ob Berlin in Zukunft über oder zwei Flughäfen verfügen soll, hatte eine von der FDP getragene Volksinitiative geführt. Parallel zur Bundestagswahl am 24. September können Berliner darüber abstimmen. Allerdings ist ihr Votum nicht bindend. Die Flughafengesellschaft und die drei Eigentümer sind für die Schließung von Tegel, wenn der Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld irgendwann eröffnet wird. "Wegen der geplanten Schließung haben wir Tegel jahrelang auf Verschleiß gefahren - das wird immer teurer und kritischer", sagte Lütke-Daldrup. "Wir fahren aber Tegel bewusst weiter auf Verschleiß - bis zur BER-Eröffnung."
Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER ist seit fast sechs Jahren überfällig und wurde bereits fünfmal verschoben. Inzwischen ist auch die geplante Eröffnung 2018 fraglich.
Quelle: ntv.de, mba/dpa