Ende einer schwierigen Beziehung Thüringer FDP-Landeschef Kemmerich tritt aus Partei aus
12.09.2025, 10:01 Uhr Artikel anhören
Thomas Kemmerich war in der Bundespartei nicht mehr wohlgelitten -und auch in Thüringen hielt sich die Begeisterung in Grenzen: Bei der letzten Landtagswahl landete seine FDP nur knapp vor der Tierschutzpartei.
(Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)
Im Februar 2020 erlangte er kurzzeitig bundesweite Berühmtheit: Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich. Jetzt verlässt der umstrittene Politiker, der sich mit Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ, seine Partei. Dort hält sich das Bedauern in Grenzen.
Thüringens Ex-Kurzzeitministerpräsident Thomas Kemmerich verlässt die FDP. Er sei nach 20 Jahren Mitgliedschaft in der FDP zu der Überzeugung gelangt, "dass sich meine Vorstellungen von der Zukunft unseres Landes und die inhaltliche Ausrichtung der Partei auseinanderentwickelt haben", schreibt der 60-jährige FDP-Landesvorsitzende in einer Austrittserklärung an FDP-Chef Christian Dürr, die Kemmerich bei X verbreitete. Kemmerich bestätigte die Echtheit des Dokuments, wollte sich aber bislang nicht weiter zu seinem Schritt äußern.
Thomas Kemmerich erlangte bundesweite Bekanntheit, als er am 5. Februar 2020 überraschend mit Stimmen von CDU, AfD und FDP zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt wurde. Bei der Wahl hatten AfD-Stimmen den Ausschlag gegeben. Kemmerich nahm die Wahl an, konnte aber keine Regierung bilden und ernannte keine Minister. Thüringen stürzte damals in eine tiefe Regierungskrise. Drei Tage später trat Kemmerich nach bundesweiten Protesten und innerparteilichem Druck zurück und blieb noch wenige Wochen geschäftsführend im Amt. Seitdem kann er sich, wie im Briefkopf des nun verbreiteten Schreibens, als Ministerpräsident A. D. vorstellen.
Noch im Oktober im Amt bestätigt
Seine Beziehung zur Bundes-FDP war seither massiv belastet. Bei der Landtagswahl im September vergangenen Jahres erlitt die FDP in Thüringen herbe Einbußen und landete bei 1,1 Prozent - ganz knapp vor der Tierschutzpartei. Dennoch bestätigten die Liberalen in Thüringen Kemmerich im Oktober mit 70,9 Prozent im Amt.
Nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag im Februar dieses Jahres forderte Kemmerich eine personelle und inhaltliche Neuausrichtung der Partei. Zugleich schloss er damals eine Abspaltung nicht aus. "Wenn sich die Linksliberalen beim Parteitag durchsetzen, dann bleibt mir keine andere Wahl, als eine neue liberale Partei zu gründen", sagte Kemmerich dem Nachrichtenportal The Pioneer.
Die Reaktion der FDP fiel verhalten aus. "Die FDP will eine starke freiheitliche Reformpartei sein und kein Nischenangebot. Angesichts der schlechten Bilanz der Bundesregierung ist offensichtlich, dass es das dringender braucht denn je", sagte der FDP-Parteivorsitzende Christian Dürr zu dem Austritt. "Dass Thomas Kemmerich diesen Weg nicht mitgehen wollte, respektiere ich."
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP