Deeskalation hat Vorrang Tod von Hamas-Vize stoppt Geisel-Deal-Gespräche
02.01.2024, 21:45 Uhr Artikel anhören
Beim letzten Gefangenenaustausch wurden auch palästinensische Häftlinge freigelassen.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Noch immer befinden sich rund 130 israelische Geiseln in Hamas-Gewalt. Bei Gesprächen zu einem weiteren Austausch sehen sich vor allem die Israelis in der stärkeren Position. Der Tod des Hamas-Vize sorgt nun wohl für eine Verhandlungspause.
Nach der mutmaßlichen Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut sind die Verhandlungen über ein mögliches neues Geisel-Abkommen zwischen Israel und der Hamas einem Bericht zufolge zum Stillstand gekommen. Die Gespräche konzentrierten sich nun darauf, eine Eskalation zwischen Israel und dem Libanon zu verhindern, meldete die israelische Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf arabische Diplomatenkreise. Das "Attentat" habe die Situation verändert. Fortschritte, um einen weiteren Geisel-Deal zu erreichen, seien derzeit nicht mehr möglich. Der stellvertretende Leiter des Politbüros der islamistischen Hamas, Saleh al-Aruri, kam bei einer Explosion in Libanons Hauptstadt ums Leben.
Zuvor hatte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sich in den Verhandlungen mit der Hamas auf der einflussreicheren Seite gesehen. "Es gab ein Ultimatum der Hamas, jetzt wurde es abgeschwächt." Die Hamas äußerte sich dazu zunächst nicht.
Die Terrororganisation hatte zuletzt mehrfach betont, sie lehne jegliche Verhandlungen ab, bis ein Waffenstillstand im Gaza-Krieg in Kraft trete. Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels am 7. Oktober, bei dem Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auch rund 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppten.
Unter der Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA hatten sich Israel und die islamistische Hamas Ende November auf eine mehrtägige Feuerpause im Gaza-Krieg geeinigt. Während dieser Zeit wurden im Gazastreifen Geiseln aus der Hand ihrer Entführer freigelassen. Zugleich wurden palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Nach israelischen Informationen werden derzeit noch knapp 130 Geiseln im Gazastreifen festgehalten.
Nach den Worten des Hamas-Chefs Ismail Hanija sollten die Geiseln allerdings nur zu den "Bedingungen" der islamistischen Palästinenserorganisation freigelassen werden. Der Hamas-Chef sagte zudem, er sei "offen" für eine gemeinsame Palästinenserregierung für das Westjordanland und den schon jetzt von der Hamas beherrschten Gazastreifen. "Uns haben zahlreiche Initiativen erreicht bezüglich der internen (palästinensischen) Situation und wir sind offen für die Idee einer nationalen Regierung für das Westjordanland und den Gazastreifen", sagte Hanija in einer Fernsehansprache.
Wie die US-Nachrichtenseite Axios unter Berufung auf israelische Quellen berichtete, hatte die Hamas einen Vorschlag für einen neuen Geiselaustausch unterbreitet. Dieser sehe im Gegenzug für die Freilassung einiger Geiseln drei Phasen vor, mit jeweils einer mehr als einmonatigen Kampfpause, in denen sich die israelischen Truppen aus dem Gazastreifen zurückziehen sollten. Die letzte Phase würde dann dem Plan zufolge das Ende des Kriegs einläuten.
Quelle: ntv.de, mba/dpa