"Großartige Menschen" Trump lobt Corona-Demonstranten
20.04.2020, 21:56 Uhr
Trump sieht nichts Verwerfliches an den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen.
(Foto: picture alliance/dpa)
In mehreren US-Bundesstaaten demonstrieren Menschen gegen die Ausgangsbeschränkungen - verhängt vom Weißen Haus. Präsident Trump verteidigt die Proteste und sagt, einige der Gouverneure seien zu weit gegangen.
US-Präsident Donald Trump hat die von ihm angeheizten Proteste gegen Schutzmaßnahmen wegen der Corona-Pandemie in mehreren Bundesstaaten verteidigt. "Das sind großartige Menschen", sagte Trump bei seiner täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus mit Blick auf die Demonstranten. In der Debatte um die Rückkehr zum Normalbetrieb in den USA warnte der Virologe und Präsidentenberater Anthony Fauci vor voreiligen Schritten. "So schmerzhaft es auch ist", man müsse sich an die vorsichtigen Richtlinien für eine schrittweise Wiedereröffnung halten, sagte Fauci dem US-Sender ABC News.
Trump hatte vergangene Woche neue Richtlinien veröffentlicht, wonach Bundesstaaten in drei Phasen zur Normalität zurückkehren sollen. Die Entscheidung liegt aber bei den Gouverneuren. Die Richtlinien sehen vor, dass die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen vor Eintritt in jede neue Phase über einen 14-tägigen Zeitraum abgenommen haben.
Dutzende Menschen versammelten sich im Tagesverlauf vor dem Kapitol in Harrisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania und protestierten gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Die Demonstranten standen eng beieinander und forderten auf Plakaten "Freiheit" und ein Ende der "Tyrannei". Andere hielten Flaggen und Plakate aus ihren Autos. Am Wochenende und in den Tagen zuvor hatte es ähnliche Demonstrationen in mehreren demokratisch und republikanisch regierten Bundesstaaten gegeben, bei denen Teilnehmer gegen Richtlinien des Weißen Hauses zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus verstießen.
Die Menschen wollen "ihr Leben zurück"
Trump sagte am Sonntagabend, die Menschen hätten einen "Lagerkoller" und wollten "ihr Leben zurück". "Ich habe noch nie so viele amerikanische Flaggen bei Protesten gesehen", fügte er hinzu. Mit Blick auf die Schutzmaßnahmen sagte Trump: "Einige Gouverneure sind zu weit gegangen." Der Republikaner hatte für Empörung gesorgt, als er am Freitag auf Twitter zur "Befreiung" der demokratisch regierten Bundesstaaten Michigan, Minnesota und Virginia aufgerufen und damit Proteste befeuert hatte.
Virologe Fauci dämpfte Erwartungen an eine schnelle Rückkehr zum wirtschaftlichen Normalbetrieb. "Wenn wir das Virus nicht unter Kontrolle bringen, wird die wirkliche wirtschaftliche Erholung nicht stattfinden", sagte Fauci ABC News. Die Gefahr sei, zurückgeworfen zu werden, wenn man es überstürze. Als Voraussetzung für eine von Trump angestrebte schrittweise Wiedereröffnung der Wirtschaft gelten flächendeckende Tests. Durch die Corona-Krise verloren in den vergangenen Wochen rund 22 Millionen Amerikaner ihre Jobs.
An Tests mangelt es allerdings, wie republikanische und demokratische Gouverneure der Bundesstaaten beklagen. Trump schob allerdings ihnen die Verantwortung für die Tests zu. Die Gouverneure "wollten bei der Öffnung totale Kontrolle über ihre Staaten haben, aber jetzt wollen sie, dass wir, die Bundesregierung, die Tests ausführen", sagte der Präsident am Sonntag. Es gebe jede Menge Test-Kapazitäten, die von den Gouverneuren nur nicht genutzt würden.
Nur 44 Prozent zufrieden mit Trumps Krisen-Management
Der republikanische Gouverneur von Maryland, Larry Hogan, dementierte Trumps Aussagen zur Verfügbarkeit von Coronavirus-Tests. Die Kapazitäten seien immer noch "nicht annähernd dort, wo sie sein sollten", sagte er am Sonntag dem Sender CNN. Er fügte hinzu: "Zu versuchen, das abzuwälzen, zu sagen, dass die Gouverneure viele Tests haben und einfach zur Arbeit schreiten sollten, dass wir irgendwie unseren Job nicht machen, das ist einfach absolut falsch." Zudem kritisierte er Trumps Äußerungen mit Blick auf die Proteste. Hogan ist Vorsitzender der Vereinigung der Gouverneure in den USA, die sowohl Republikaner als auch Demokraten umfasst.
Trump ist wegen der im November bevorstehenden Präsidentenwahl unter Druck. Nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Senders NBC und der Zeitung "Wall Street Journal" zeigen sich nur 44 Prozent zufrieden damit, wie Trump die Corona-Krise managt - 52 Prozent sind unzufrieden. Trumps Aussagen dazu trauen nur 36 Prozent, 52 Prozent misstrauen ihnen. Der Präsident hatte zu Beginn der Corona-Krise noch versucht, die Gefahr durch das Virus kleinzureden. Er verglich die Krankheit Covid-19 mit der Grippe. Am Sonntag sagte Trump, es sei überhaupt nicht dasselbe wie die Grippe. "Es ist ehrlich gesagt sogar ein ganz anderer Tod. Es ist ein ganz anderer Tod. Das ist brutal."
Quelle: ntv.de, ibu/dpa