Nach Corona-Warnung Trump nennt Virenexpertin "jämmerlich"
03.08.2020, 21:38 Uhr
Zum Coronavirus-Krisenstabs des Weißen Hauses gehört neben Fauci (l.) auch Deborah Birx (m.), die nun von Trump attackiert wird.
(Foto: REUTERS)
Nach US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci trifft Trumps Twitter-Wut nun die Virenexpertin Deborah Birx. Auch sie gehört zum Beraterstab des Weißen Hauses. Die Ärztin warnte, dass auch ländliche Regionen in den USA stark vom Coronavirus bedroht seien. Das quittiert Trump mit einer Beleidigung.
US-Präsident Donald Trump hat jetzt auch die Koordinatorin des Coronavirus-Krisenstabs des Weißen Hauses, Deborah Birx, offen attackiert. Er bezeichnete die Virenexpertin auf Twitter als "jämmerlich", nachdem sie vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus gewarnt hatte. Der Präsident warf der Medizinerin vor, sie habe sich von Oppositionsführerin Nancy Pelosi zu ihren Aussagen verleiten lassen.
Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses hatte am Wochenende Zweifel an Birx' Unabhängigkeit geäußert: Trump verbreite Falschinformationen über das Virus, und Birx sei vom Präsidenten ernannt worden, sagte Pelosi. "Deswegen habe ich kein Vertrauen, nein."
Trump twitterte nun daraufhin, Pelosi habe "furchtbare Dinge" über Birx gesagt, weil diese "zu positiv über den sehr guten Job war, den wir machen". "Um Nancy zu kontern, hat Deborah auf den Köder angebissen und uns angegriffen. Jämmerlich!"
Birx meist zurückhaltender als Fauci
Birx äußert sich für gewöhnlich in der Öffentlichkeit zurückhaltender als Taskforce-Kollege Anthony Fauci, der mit ungeschminkten Warnungen vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus regelmäßig für Aufsehen sorgt. Am Sonntag sprach Birx aber im Sender CNN von einer "neuen Phase" der Pandemie in den USA. Die ländlichen Regionen seien inzwischen von dem Virus genauso bedroht wie die Großstädte.
Das Virus habe sich "außerordentlich weit" ausgebreitet, sagte Birx. "An alle, die in einer ländlichen Gegend leben: Sie sind nicht immun oder sicher vor diesem Virus."
Trump beschuldigt Medien und Experten immer wieder, die Corona-Krise schlimmer darzustellen, als sie in Wirklichkeit sei, um ihm politisch zu schaden. Kritiker werfen dem Präsidenten dagegen vor, das Ausmaß der Krise kleinzureden.
Die USA sind mit Abstand das Land mit der höchsten Zahl von bestätigten Infektionsfällen und Corona-Toten. Seit Beginn der Pandemie haben sich in dem Land nach Angaben der "New York Times" mehr als 4,6 Millionen Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, rund 155.300 Menschen starben an den Folgen der Infektion.
Trump drängt seit Monaten auf eine rasche Lockerung der Corona-Beschränkungen. Er will damit die Wirtschaft vor der Präsidentschaftswahl am 3. November wieder in Gang bringen.
Der Chef der Notenbank von Minneapolis, Neel Kashkari, warnte am Wochenende aber, eine zu rasche Lockerung werde letztlich der Wirtschaft schaden. Für eine Rückkehr zur Normalität müsse die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden, sonst werde es immer weitere Ausbrüche mit schweren wirtschaftlichen Folgen geben, sagte Kashkari dem Sender CBS. "Wenn wir für einen Monat oder sechs Wochen einen harten Lockdown verhängen würden, könnten wir die Fallzahl so sehr senken, dass wir es mit Kontaktnachverfolgung und Tests kontrollieren können", so Kashkari.
Quelle: ntv.de, ysc/AFP