Politik

#NeverTrump und Ryans kalte Schulter Trump spaltet die Republikaner

Trump eilt zwar von Erfolg zu Erfolg, schafft sich aber auch viele Gegner in den eigenen Reihen.

Trump eilt zwar von Erfolg zu Erfolg, schafft sich aber auch viele Gegner in den eigenen Reihen.

(Foto: AP)

Seine Gegner bei den Vorwahlen hat er allesamt geschlagen. Doch Donald Trump hat viele Kritiker in seiner Partei. Auch der höchste Amtsträger, Paul Ryan, verweigert ihm die Unterstützung. Nun treffen sich beide in Washington.

Donald Trump will sich nicht ändern. Es sei wie beim Baseball, zitiert ihn die "New York Times". Wenn man das Endspiel um die Meisterschaft erreicht habe, ändere man ja auch nicht seinen Spielstil. "Die Leute mögen mich so wie ich bin." Die Ereignisse der vergangenen Monate scheinen das zu bestätigen. Sieg um Sieg errang der 69-jährige Milliardär bei den Vorwahlen in den Vereinigten Staaten. 16 Gegner hat er aus dem Ring geschubst, meist mit Hilfe persönlicher Beleidigungen. Der "Kleine Marco" (Rubio), Der "Niedrig-Energie-Kandidat" (Bush) und "Lügen-Ted" (Cruz) waren die prominentesten Beispiele. Ganz zu schweigen von seinen viel zitierten Kommentaren zu Einwanderern (Mörder und Vergewaltiger) und Muslimen (potenzielle Terroristen). Das hinterlässt Spuren: 60 Prozent der US-Amerikaner mögen Trump nicht. Und darunter sind etliche Parteifreunde.

Nach Trumps Siegen am Dienstag vor einer Woche und dem Ausscheiden von Ted Cruz und John Kasich wurden Teile des republikanischen Lagers von blankem Entsetzen ergriffen. Zu besichtigen war das auf Twitter unter dem Hashtag #NeverTrump. "Ich trinke Wein direkt aus der Flasche", schrieb Ben Howe, ein Redakteur beim konservativen "Red State"-Blog. Am Tag nach der Wahl schob er "I'm with her" nach – der Slogan der Hillary-Kampagne. Senator Lindsey Graham, ein Trump-Kritiker der ersten Stunde, postete: "Wenn wir Trump nominieren, werden wir zerstört – und wir würden es verdienen." Kyle Foley, ein Journalist beim konservativen Nachrichtenportal "Hypeline", meinte: "Ich bin bereit, wenn es sein muss, für Hillary zu stimmen. So groß ist meine Verachtung für Donald Trump". Die "Times" diagnostiziert: "Die republikanische Partei ist tief verwirrt."

Der Sprecher des Parteivorstandes, Reince Priebus, versuchte die #NeverTrump-Bewegung mit einem Tweet in den Griff zu kriegen. "Wir müssen zusammenstehen und uns darauf konzentrieren, Hillary Clinton zu schlagen", twitterte er. Doch auch unter Parteigrößen herrscht Aufruhr. Ex-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney sprach sich mehrfach gegen Trump aus, ebenso kündigte Ex-Präsident George W. Bush an, den New Yorker nicht zu unterstützen – was ein schwacher Trost für seinen gescheiterten Bruder Jeb sein dürfte.

Ryan versagt Trump die Unterstützung

Und dann kam Paul Ryan. Der ist Sprecher des Repräsentantenhauses und damit der aktuell höchste Amtsträger der Republikaner. Sein Ansehen ist so groß, dass er kurzzeitig als möglicher Last-Minute-Kandidat gegen Trump galt, was er jedoch vehement dementierte. Vergangene Woche ließ er mit einer Äußerung eine Bombe platzen: "Ich bin noch nicht bereit, Trump zu unterstützen", sagte er gegenüber CNN und versetzte Partei und Medien in Aufregung.

"Ich glaube, Konservative möchten wissen: Teilt er unsere Werte, unsere Prinzipien, den Einfluss der Regierung zu begrenzen, die richtige Rolle der Exekutive, die Verfassungstreue?" Für ihn selbst ist all das offenbar fraglich. Trump konterte zunächst, in den vergangenen Tagen waren beide dann darum bemüht, den Ball flach zu halten. An diesem Donnerstag soll ein Treffen in Washington zwischen den beiden Klärung bringen.

Paul Ryan ist derzeit der höchste Amtsträger der Republikaner. Bislang möchte er Trump nicht unterstützen.

Paul Ryan ist derzeit der höchste Amtsträger der Republikaner. Bislang möchte er Trump nicht unterstützen.

(Foto: AP)

Es ist ein wichtiges Treffen für beide. Ryan dürfte dem voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten deutlich machen, dass dieser mehr Rücksicht auf die Grundsätze der Partei nimmt. Denn abseits von allem Krawall widerspricht dieser mit seinen Attacken gegen den Freihandel, seinem Ja zu einer neuen Krankenversicherung, seiner heftigen Kritik an der Nato und insbesondere seinen rassistischen Äußerungen den Leitlinien der Partei.

Trump braucht die Partei

"Es wird mehr als ein oder zwei Wochen dauern, den Schaden zu reparieren und die Partei zu einen", sagte Ryan am Dienstag dem "Wall Street Journal". "Wenn wir nur so tun als ob wir uns einig wären, ohne so zu handeln, dann haben wir im Herbst nur die halbe Kraft und das wird uns nicht guttun." Ryan muss vorsichtig sein – denn einen anderen Kandidaten hat seine Partei nicht mehr. Drängen lassen will er sich aber auch nicht. Es sei nicht damit zu rechnen, dass er Trump nach dem Treffen offiziell unterstütze, sagte er dem WSJ.

Doch auch Trump braucht die Partei. Zwar hat er sich bislang stets damit gebrüstet, seinen Wahlkampf selbst zu finanzieren, doch jetzt kommt eine Kostenlawine auf ihn zu. 1,5 Milliarden Dollar könnte seine Kampagne um das Weiße Haus kosten, sagte er. Die 40 Millionen Dollar, die er bislang selbst investiert hat, sind Peanuts dagegen. Er ist also beim Spendensammeln auf die Hilfe der Partei angewiesen. Die einflussreichen Brüder Charles und David Koch wollten laut "Times" eigentlich 900 Millionen Dollar in den Wahlkampf stecken. Sie haben nun aber bereits angekündigt, Trump nicht zu unterstützen, wenn er so weitermacht wie bisher.

Außerdem braucht er für einen Wahlsieg die Stimmen möglichst aller Republikaner. Und die werden sich eher nicht mobilisieren lassen, wenn der Riss in der Partei nicht gekittet wird. Das zeigt sich am Beispiel Florida. Der Staat gilt als mitentscheidend für den Gesamtsieg – doch ist er auch die politische Heimat seiner alten Konkurrenten Jeb Bush und Marco Rubio. Wenn deren Sympathisanten Trump die Stimme verweigern, hat dieser ein Problem.

Natürlich geht es der Parteiführung auch um den Stil des New Yorkers. Seit Wochen fordern führende Republikaner Trump auf, endlich "präsidentieller" zu agieren. Der will sich das aber fürs Weiße Haus aufbewahren. Es ist eben wie beim Baseball, findet er. Und die Umfragen widersprechen dem nicht. Eine neue Reuters-Erhebung sieht ihn auf Augenhöhe mit Hillary Clinton.

Quelle: ntv.de

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